Wegverlauf: Schornbach – Grafenberg – Ostlandkreuz
– Rohrbronn – Buoch – Kleinheppacher Kopf – Hörnleskopf – Neuenstadt-Hohenacker
Weglänge: 31 km
Anreise: Mit der S-Bahn nach Winnenden,
dann mit dem Bus nach Schornbach.
Rückfahrt: Mit der S-Bahn zurück nach
Stuttgart.
An einem Feiertag wie heute ist es gar nicht so einfach nach
Schornbach zu kommen. So bin ich auch erst kurz vor neuen Uhr in Stuttgart los.
Eine Uhrzeit, zu der ich sonst schon wandere. Mit der S-Bahn ging es dieses mal
nicht nach Schorndorf, sondern nach Winnenden und von dort mit dem Bus über die
Berglener Landschaft nach Schornbach. Die Fahrt war zwar länger, aber richtig
schön. Dort hinten versteckt sich eine bezaubernde Landschaft. Ich glaube, hier
lässt es sich auch gut wohnen. In Schornbach habe ich über den blauen Balken an
der Kirche vorbei wieder den Remstalhöhenweg gefunden. Zuerst geht es über die
Weinberge hoch zum Grafenberg. Die Beschilderung ist verwirrend. Es geht nach
rechts, obwohl man der Orientierung nach nach links müsste. Aber der Weg führt
in einem Abstecher zum Aussichtspunkt Grafenberg. Man hat hier einen tollen
Blick über das Remstal. Nur leider sagt einem kein gelbes Schild wie es nun
weiter geht. Ich laufe zunächst den Weg weiter, merke aber schnell, dass das
überhaupt nicht sein kann, weil ich dann zurück laufen würde. Also gehe ich den
Weg einfach zurück und beschließe den Weg zur Not selbst zu finden. An der
Abzweigung treffe ich vier weitere Wanderer, die genauso verwirrt sind wie ich.
Und eine Kutsche mit vier schwarzen Pferden. Das ist schon imposant wie diese
an einem vorbei fährt. Das würde mir auch Spaß machen.
Und dann sehe ich das Remstalhöhenwegschild. Meine Intuition
war also richtig. Ich beschließe dann auf die Tube zu drücken, um die anderen
Wanderer abzuhängen. Wie sich später herausstellen sollte war das eine gute
Idee. Heute am Vatertag ist die Hölle los. Alle sind draußen. Und ich bin kein
Herdentier, laufe gerne alleine oder zu zweit. Es wundert mich aber nicht, dass
so viel los ist. Der April hat dieses Jahr seinem Namen alle Ehre gemacht. Wo
es letztes Jahr sonnig und warm war, war es dieses Jahr kühl und extrem
wechselhaft. Ich bin im April nicht einmal wandern gegangen, weil man nie
abschätzen konnte, ob es nun wirklich regnet oder nicht. Und wenn ja, ob es dann
nur ab und zu tröpfelt oder wie aus Eimern gießt. Die Zeit habe ich zum
Radfahren genutzt und mir mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg Regenlöcher
ausgesucht. Und dann ging es im Mai nach wenigen schönen Tagen (unter der Woche
natürlich) gerade so weiter. Und nach einmal 30°C ging es am nächsten Tag um
die Hälfte runter zu den Eisheiligen. Die kalte Sophie hatte Einzug gehalten.
Heute am Vatertag, der geschickterweise auch ein Feiertag ist, ist es das erste
Mal wieder richtig warm. Meine Fliesjacke habe ich gleich in der S-Bahn
eingepackt und den Pullover wenig später am Grafenberg. Kein Wunder also, dass
so viele Menschen das schöne Wetter nutzen.
Als ich am Ostlandkreuz die Sonne genieße und ein wenig
sitze, kommt erst ein Motorradfahrer, dann eine Gruppe mit Kindern und später
die Wanderer vom Grafenberg. Sie laufen auch den Remstalhöhenweg. Das wird
heute eine sehr andere Wandererfahrung. Ich lasse sie vor laufen und denke an
den dicken Grünspecht, den ich im Tal fliegen gesehen habe und an die Kamille,
die am Feldrand wuchs. Ihr Geruch hat mich erst auf sie aufmerksam gemacht und
daran erinnert, dass ich sie letztes Jahr auch so bemerkt habe. Es ist schön,
eine Pflanze, die man von Tees und Erkältungen her kennt so in freier Natur
wachsen zu sehen. An den Hängen wurde auch schon vereinzelt das hohe Gras
gemäht, es riecht nach Gras. Andere pflanzen Tomaten und an den Kirschbäumen
sind schon kleine grüne Kirschfrüchte zu sehen. Auf die Kirschenzeit freue ich
mich schon und auf die Wassermelone heute Abend, die schon in der Küche liegt.
Nach Rohrbrunn geht es durch den Wald. Ich treffe dort einen
Radler, der gemütlich auf seinem Fahrrad sitzt und seinen Golden Retriever
nebenher joggen lässt. Als ich kurz vor Rohrbrunn bin kommt er zurück. Immer
noch das Gleiche. Der Hund ist bis zur Schulter nass geschwitzt und schaut
mehrmals zu seinem Herrchen auf, das auf die implizite Bitte aufzuhören nicht
reagiert. Ich würde diesen Typen auch gerne mal neben dem Fahrrad herjoggen
lassen. Aber ich würde nicht so langsam fahren. Dann wüsste er wie das ist.
Hinter dem Ort erwartet mich das erste von vielen Festen:
die Rohrbrunner Waldeck Hocketse. Ich widerstehe dem Essengeruch und laufe
weiter bis zu einer Wiese, auf der ich mein mitgebrachtes Tomate-Mozzarella
Baguette esse. Ganz in der Nähe pflücken zwei Leute Kräuter.
In Buoch gibt es kein Fest. Allerdings danach am laufenden
Meter. Als ich über Gundelsbach um die Ecke biege ist es erst noch ruhig , aber
dann beginnt der Musikverein zu spielen. Es geht runter ins Tal, nicht zum
Fest, aber es sind jede Menge Leute im Wald. So viele sieht man selten im Wald.
Ein richtiger Volkmarsch. Ich überhole eine Gruppe nach der anderen. Es ist
eher ein Volksspaziergang. Von oben kommen Gruppen und fragen mich wo es zum
Fest geht. Eigentlich hätte ich fragen können welches, denn auf dem
Kleinheppacher Kopf war ein riesiges Fest im Gange. Der ganze Kopf ist mit
Bierbänken zugestellt und es ist eine super Stimmung. So alleine will ich mich
nichtdazu setzen und laufe schweren Herzens weiter.
Der Weg ist wieder voller Leute. Kinder spielen im Wald,
bauen Hütten aus Ästen. Gleich darauf komme ich zum Korber Schützenhaus, dessen
Biergarten auch voll belegt ist. Überall parken Autos, laufen Menschen. Mir ist
das zu voll. Auch zum Hörnle ist viel los. Erstaunlicherweise ist dort aber
kein Fest. Ich setze mich am Aussichtspunkt zu einer Gruppe dazu und mache
Pause. Ich bin ganz schön lange gelaufen. Es tut gut zu sitzen. Ich hole meine
Karte heraus und überlege mir wie weit ich noch laufen will. Bis nach Korb
hatte ich mir auf jeden Fall vorgenommen, eventuell Schwaikheim oder
Neustadt-Hohenacker, weil dort die S-Bahn abfährt. Es ist erst 16 Uhr und der
Tag herrlich. Nach Hause will ich noch nicht.
Nach dem Korber Kopf habe ich endlich eine freie Bank
gefunden. Das ist heute gar nicht so einfach. Dort waren ein Hirschkäfer und
ein Marienkäfer. Es sind immer noch viele Leute unterwegs, aber es werden
weniger. Vielleicht ist hier kein Fest in der Nähe.
Nach Schwaikheim geht es gemütlich bergab. Unterwegs treffe
ich eine größere Gruppe, die mir in etwas Abstand folgt. Und dann wollte ich
nach Schwaikheim zur S-Bahn und hatte mir das schon auf der Karte rausgesucht,
wann ich vom Weg abbiegen muss. Und genau an dieser Stelle ist ein Remstalhöhenwegschild,
das sagt, lauf weiter, hier geht es nach Schwaikheim. Das S-Bahnsymbol war auch
dabei. Ich habe dann also dem Schild vertraut, was ich besser nicht getan
hätte, denn der Remstalhöhenweg verfügt nicht über Zuwege, anders als das sonst
bei Fernwanderwegen üblich ist. Da stand ich dann also nach einem absurden Eck
über die Äcker an einem Fahrradschild, das die Schwaikheimer S-Bahnstation mit
weiteren 2,1km auswies und dem nächsten Remstalhöhenwegschild, das Schwaikheim
nicht mehr anzeigte, aber Hohenacker mit 2,6km. Also liebe
Remstalhöhenwegmacher, da habt ihr wieder nix gedacht. Wenn ihr Schwaikheim mit
S-Bahnsymbol mit 1,5km ausweist, dann sollte der Weg auch durch Schwaikheim an
der S-Bahn vorbei führen und nicht außerhalb von Schwaikheim vorbei laufen und
nach den 1,5km weitere 2,6km zur S-Bahn haben.
Natürlich habe ich mich für die nächste Station
Neustadt-Hohenacker entschieden, lag diese nun näher. Aber ich hatte mächtig
Hunger! Und da war sie schon, meine Rettung: ein Fest! „Eine Currywurst bitte.“
– „Gibt es leider nur noch ohne Brötchen.“ – „Egal. Ist es dann billiger?“ –
„Ja.“ Auch recht. Da hüpft das Schwabenherz. Die Leute, die in der Schlange an
der Würstchenausgabe standen, haben mich groß angeschaut, als ich eine Wurst
ohne Weckle bestellt habe. „Wie? Das geht auch?“ Verkäuferin:
„Selbstverständlich.“ Ich habe eine regelrechte Wurst-ohne-Weckle-Welle
losgetreten. Die Bestellungen der Wartenden überschlugen sich. Im Gegensatz zu
mir hatten sie an der Kasse aber 50 Cent mehr bezahlt :-)
Wenn ich am nächsten Tag nicht früh aufstehen hätte wollen,
um zu einer Wanderung auf der Südalb aufzubrechen, wäre ich die restlichen
7,6km nach Remseck noch gelaufen. Aber so wollte ich noch ein bisschen meine
Füße schonen und nicht zu spät nach Hause kommen. Im linken Stiefel löst sich
außerdem die Einlegesohle auf und das habe ich auf den letzten zehn Kilometern
gespürt.
Alles in allem würde ich empfehlen die Etappe mit dem
Fahrrad zu machen. Sie war zwar nett und hatte auch ein paar Highlights, aber
zu Fuß sind diese langen Strecken auf breiten Waldwegen eher langweilig. Ich
habe an einige Stellen Radler gesehen, die genau das getan haben.