Sonntag, 20. Mai 2012

8. Etappe: Schornbach bis Neustadt-Hohenacker


Wegverlauf: Schornbach – Grafenberg – Ostlandkreuz – Rohrbronn – Buoch – Kleinheppacher Kopf – Hörnleskopf – Neuenstadt-Hohenacker

Weglänge: 31 km


Anreise: Mit der S-Bahn nach Winnenden, dann mit dem Bus nach Schornbach.

Rückfahrt: Mit der S-Bahn zurück nach Stuttgart.

An einem Feiertag wie heute ist es gar nicht so einfach nach Schornbach zu kommen. So bin ich auch erst kurz vor neuen Uhr in Stuttgart los. Eine Uhrzeit, zu der ich sonst schon wandere. Mit der S-Bahn ging es dieses mal nicht nach Schorndorf, sondern nach Winnenden und von dort mit dem Bus über die Berglener Landschaft nach Schornbach. Die Fahrt war zwar länger, aber richtig schön. Dort hinten versteckt sich eine bezaubernde Landschaft. Ich glaube, hier lässt es sich auch gut wohnen. In Schornbach habe ich über den blauen Balken an der Kirche vorbei wieder den Remstalhöhenweg gefunden. Zuerst geht es über die Weinberge hoch zum Grafenberg. Die Beschilderung ist verwirrend. Es geht nach rechts, obwohl man der Orientierung nach nach links müsste. Aber der Weg führt in einem Abstecher zum Aussichtspunkt Grafenberg. Man hat hier einen tollen Blick über das Remstal. Nur leider sagt einem kein gelbes Schild wie es nun weiter geht. Ich laufe zunächst den Weg weiter, merke aber schnell, dass das überhaupt nicht sein kann, weil ich dann zurück laufen würde. Also gehe ich den Weg einfach zurück und beschließe den Weg zur Not selbst zu finden. An der Abzweigung treffe ich vier weitere Wanderer, die genauso verwirrt sind wie ich. Und eine Kutsche mit vier schwarzen Pferden. Das ist schon imposant wie diese an einem vorbei fährt. Das würde mir auch Spaß machen.

Und dann sehe ich das Remstalhöhenwegschild. Meine Intuition war also richtig. Ich beschließe dann auf die Tube zu drücken, um die anderen Wanderer abzuhängen. Wie sich später herausstellen sollte war das eine gute Idee. Heute am Vatertag ist die Hölle los. Alle sind draußen. Und ich bin kein Herdentier, laufe gerne alleine oder zu zweit. Es wundert mich aber nicht, dass so viel los ist. Der April hat dieses Jahr seinem Namen alle Ehre gemacht. Wo es letztes Jahr sonnig und warm war, war es dieses Jahr kühl und extrem wechselhaft. Ich bin im April nicht einmal wandern gegangen, weil man nie abschätzen konnte, ob es nun wirklich regnet oder nicht. Und wenn ja, ob es dann nur ab und zu tröpfelt oder wie aus Eimern gießt. Die Zeit habe ich zum Radfahren genutzt und mir mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg Regenlöcher ausgesucht. Und dann ging es im Mai nach wenigen schönen Tagen (unter der Woche natürlich) gerade so weiter. Und nach einmal 30°C ging es am nächsten Tag um die Hälfte runter zu den Eisheiligen. Die kalte Sophie hatte Einzug gehalten. Heute am Vatertag, der geschickterweise auch ein Feiertag ist, ist es das erste Mal wieder richtig warm. Meine Fliesjacke habe ich gleich in der S-Bahn eingepackt und den Pullover wenig später am Grafenberg. Kein Wunder also, dass so viele Menschen das schöne Wetter nutzen.

Als ich am Ostlandkreuz die Sonne genieße und ein wenig sitze, kommt erst ein Motorradfahrer, dann eine Gruppe mit Kindern und später die Wanderer vom Grafenberg. Sie laufen auch den Remstalhöhenweg. Das wird heute eine sehr andere Wandererfahrung. Ich lasse sie vor laufen und denke an den dicken Grünspecht, den ich im Tal fliegen gesehen habe und an die Kamille, die am Feldrand wuchs. Ihr Geruch hat mich erst auf sie aufmerksam gemacht und daran erinnert, dass ich sie letztes Jahr auch so bemerkt habe. Es ist schön, eine Pflanze, die man von Tees und Erkältungen her kennt so in freier Natur wachsen zu sehen. An den Hängen wurde auch schon vereinzelt das hohe Gras gemäht, es riecht nach Gras. Andere pflanzen Tomaten und an den Kirschbäumen sind schon kleine grüne Kirschfrüchte zu sehen. Auf die Kirschenzeit freue ich mich schon und auf die Wassermelone heute Abend, die schon in der Küche liegt.

Nach Rohrbrunn geht es durch den Wald. Ich treffe dort einen Radler, der gemütlich auf seinem Fahrrad sitzt und seinen Golden Retriever nebenher joggen lässt. Als ich kurz vor Rohrbrunn bin kommt er zurück. Immer noch das Gleiche. Der Hund ist bis zur Schulter nass geschwitzt und schaut mehrmals zu seinem Herrchen auf, das auf die implizite Bitte aufzuhören nicht reagiert. Ich würde diesen Typen auch gerne mal neben dem Fahrrad herjoggen lassen. Aber ich würde nicht so langsam fahren. Dann wüsste er wie das ist.

Hinter dem Ort erwartet mich das erste von vielen Festen: die Rohrbrunner Waldeck Hocketse. Ich widerstehe dem Essengeruch und laufe weiter bis zu einer Wiese, auf der ich mein mitgebrachtes Tomate-Mozzarella Baguette esse. Ganz in der Nähe pflücken zwei Leute Kräuter.

In Buoch gibt es kein Fest. Allerdings danach am laufenden Meter. Als ich über Gundelsbach um die Ecke biege ist es erst noch ruhig , aber dann beginnt der Musikverein zu spielen. Es geht runter ins Tal, nicht zum Fest, aber es sind jede Menge Leute im Wald. So viele sieht man selten im Wald. Ein richtiger Volkmarsch. Ich überhole eine Gruppe nach der anderen. Es ist eher ein Volksspaziergang. Von oben kommen Gruppen und fragen mich wo es zum Fest geht. Eigentlich hätte ich fragen können welches, denn auf dem Kleinheppacher Kopf war ein riesiges Fest im Gange. Der ganze Kopf ist mit Bierbänken zugestellt und es ist eine super Stimmung. So alleine will ich mich nichtdazu setzen und laufe schweren Herzens weiter.

Der Weg ist wieder voller Leute. Kinder spielen im Wald, bauen Hütten aus Ästen. Gleich darauf komme ich zum Korber Schützenhaus, dessen Biergarten auch voll belegt ist. Überall parken Autos, laufen Menschen. Mir ist das zu voll. Auch zum Hörnle ist viel los. Erstaunlicherweise ist dort aber kein Fest. Ich setze mich am Aussichtspunkt zu einer Gruppe dazu und mache Pause. Ich bin ganz schön lange gelaufen. Es tut gut zu sitzen. Ich hole meine Karte heraus und überlege mir wie weit ich noch laufen will. Bis nach Korb hatte ich mir auf jeden Fall vorgenommen, eventuell Schwaikheim oder Neustadt-Hohenacker, weil dort die S-Bahn abfährt. Es ist erst 16 Uhr und der Tag herrlich. Nach Hause will ich noch nicht.

Nach dem Korber Kopf habe ich endlich eine freie Bank gefunden. Das ist heute gar nicht so einfach. Dort waren ein Hirschkäfer und ein Marienkäfer. Es sind immer noch viele Leute unterwegs, aber es werden weniger. Vielleicht ist hier kein Fest in der Nähe.

Nach Schwaikheim geht es gemütlich bergab. Unterwegs treffe ich eine größere Gruppe, die mir in etwas Abstand folgt. Und dann wollte ich nach Schwaikheim zur S-Bahn und hatte mir das schon auf der Karte rausgesucht, wann ich vom Weg abbiegen muss. Und genau an dieser Stelle ist ein Remstalhöhenwegschild, das sagt, lauf weiter, hier geht es nach Schwaikheim. Das S-Bahnsymbol war auch dabei. Ich habe dann also dem Schild vertraut, was ich besser nicht getan hätte, denn der Remstalhöhenweg verfügt nicht über Zuwege, anders als das sonst bei Fernwanderwegen üblich ist. Da stand ich dann also nach einem absurden Eck über die Äcker an einem Fahrradschild, das die Schwaikheimer S-Bahnstation mit weiteren 2,1km auswies und dem nächsten Remstalhöhenwegschild, das Schwaikheim nicht mehr anzeigte, aber Hohenacker mit 2,6km. Also liebe Remstalhöhenwegmacher, da habt ihr wieder nix gedacht. Wenn ihr Schwaikheim mit S-Bahnsymbol mit 1,5km ausweist, dann sollte der Weg auch durch Schwaikheim an der S-Bahn vorbei führen und nicht außerhalb von Schwaikheim vorbei laufen und nach den 1,5km weitere 2,6km zur S-Bahn haben.

Natürlich habe ich mich für die nächste Station Neustadt-Hohenacker entschieden, lag diese nun näher. Aber ich hatte mächtig Hunger! Und da war sie schon, meine Rettung: ein Fest! „Eine Currywurst bitte.“ – „Gibt es leider nur noch ohne Brötchen.“ – „Egal. Ist es dann billiger?“ – „Ja.“ Auch recht. Da hüpft das Schwabenherz. Die Leute, die in der Schlange an der Würstchenausgabe standen, haben mich groß angeschaut, als ich eine Wurst ohne Weckle bestellt habe. „Wie? Das geht auch?“ Verkäuferin: „Selbstverständlich.“ Ich habe eine regelrechte Wurst-ohne-Weckle-Welle losgetreten. Die Bestellungen der Wartenden überschlugen sich. Im Gegensatz zu mir hatten sie an der Kasse aber 50 Cent mehr bezahlt :-)

Wenn ich am nächsten Tag nicht früh aufstehen hätte wollen, um zu einer Wanderung auf der Südalb aufzubrechen, wäre ich die restlichen 7,6km nach Remseck noch gelaufen. Aber so wollte ich noch ein bisschen meine Füße schonen und nicht zu spät nach Hause kommen. Im linken Stiefel löst sich außerdem die Einlegesohle auf und das habe ich auf den letzten zehn Kilometern gespürt.

Alles in allem würde ich empfehlen die Etappe mit dem Fahrrad zu machen. Sie war zwar nett und hatte auch ein paar Highlights, aber zu Fuß sind diese langen Strecken auf breiten Waldwegen eher langweilig. Ich habe an einige Stellen Radler gesehen, die genau das getan haben.

Mittwoch, 28. März 2012

7. Etappe: Lorch bis Schornbach

Wegverlauf: Lorch - Weitmars - Plüderhausen - Urbach - Miedelsbach - Schornbach

Weglänge: 33km
Anreise: mit dem Zug direkt nach Lorch

Rückfahrt: mit dem Bus nach Schorndorf und dann mit dem Zug oder der S-Bahn zurück nach Stuttgart

Heute bin ich wirklich früh los. Ich habe den gleichen Zug wie gestern genommen, aber nun komme ich mit jeder Etappe näher an Stuttgart heran und brauche so weniger Zeit bis zum Startpunkt. So war ich also schon um 8 Uhr in Lorch. Wieder hoch zum Kloster und dann laufe ich links den Hohlweg entlang dem Limeswanderweg rein, weil der Weg, den hier der Remstalhöhenweg nimmt, wegen Baumfällarbeiten gesperrt ist. Wirklich traurig bin ich deswegen nicht, denn im Wesentlichen lasse ich nur die Schelmenklinge aus, die ich vor Kurzem bereits auf dem Rundwanderweg durchlaufen bin. Ich laufe zwar schöne Wege auch gerne mal wieder, aber so kurz aufeinander muss es dann doch nicht sein.

Im Wald sind überall Anemonen und es riecht nach frisch geschlagenem Holz und Moos. Ich treffe dann auch ziemlich schnell auf den Remstalhöhenweg, links den Mörikeweg hinunter. Der Weg ist von den schweren Waldmaschinen arg ramponiert. Es würde mich interessieren, ob die Wege auch wieder instand gesetzt werden nach den Baumfällarbeiten. Der Wald ist hier wunderschön. Und dann sehe ich Zapfen links im Wald liegen. Sie sehen toll aus und ich sammle einige für die nächste Weihnachtsdeko ein. Es ist zwar noch sehr früh im Jahr, aber die können solange im Keller liegen. Überhaupt finde ich es lustig, dass Zapfen in der Weihnachtszeit als Deko verwendet werden, aber im Frühjahr von den Bäumen fallen. Irgendwie passt das nicht zusammen. Denn es regnet jetzt schon im Wald Samen von den Bäumen. Man hört sie leise durch die Bäume rieseln und sieht sie auch ab und zu.

Am Götzenbach angelangt finde ich wieder eine Limeshinweistafel, die erzählt, dass hier vor fast 150 Jahren die Überreste eines Wachturms am Hang ausgegraben wurden. Schade, man sieht davon nichts mehr, aber wo der Limes verlaufen ist kann man anhand der Erdhügel noch gut erkennen. Und dann erschrecke ich. Auf dem See sind zwei Pinguine! Quatsch denke ich im gleichen Augenblick, wir sind ja hier nicht in der Wilhelma, und erkenne, dass die Pinguine aus Plastik sind. Aber täuschend echt sind sie gemacht.

Der weg führt zwischen den beiden Seen nach oben, an einer weiteren Hinweistafel vorbei und dann auf schmalem Waldweg steil nach oben. Der Wanderweg verläuft nun direkt neben dem Limes und man bekommt einen guten Eindruck davon wie er sich über die Hügel erstreckt hat. Oben angekommen staune ich nicht schlecht. Hier steht ein originales steinernes Fundament eines römischen Wachturms. Phantastisch! Geschichte zum Anfassen. Und wieder eine gute Hinweistafel dazu, die erklärt, dass der Turm vermutlich abgebrannt ist. Diese Tafeln sind wirklich gut gemacht. Man kann sogar eine Nummer anrufen und bekommt dann dazu einen Audioguide. Die Tonspuren sind aber auch als MP3s im Internet verfügbar auf der Homepage des Schwäbischen Walds.

Es geht wieder bergab und ich höre schon stimmen. Der Weg geht in einen Trimmdichpfad über, auf dem fünf Türkinnen mit Kopftuch ihre Übungen machen und sichtlich Spaß dabei haben. Die Leute hier sind übrigens alle sehr freundlich. Man wird von allen gegrüßt, selbst wenn man sich nur von Weg zu Weg durch das Gebüsch sieht. Der Wald ist weiterhin wunderschön. Er erinnert mich an die Wälder von Kanada. Vielleicht bin ich deswegen so begeistert. Auch der Trimmdichpfad ist in einem topp Zustand und wird wohl gerne genützt.

Und dann komme ich an die Kreuzung, an der ich den Limeswanderweg verlassen muss. Leider. Dieser geht weiter nach Norden auf einem schmalen schönen Waldweg, wohingegen der Remstalhöhenweg nach links auf einen breiten geschotterten Waldweg abbiegt, auf dem man locker mit dem Auto fahren könnte. Wohin sonst. Die Lieblingswege der Macher des Remstalhöhenwegs. Die Macher haben sich nicht wirklich viel Mühe gegeben. Wenn man nicht gerade auf den Wegen des schwäbischen Albvereins läuft, läuft man auf Asphalt oder solchen breiten Fahrwegen. Ich bin sauer und frage mich warum ich jemals diesen Weg gelaufen bin (jaja, als Trainingsweg und weil er so an zu Hause ist - aber trainiert bin ich nun.) Ich denke daran, die letzten beiden offiziellen Etappen entweder an einem Stück zu laufen, damit ich es hinter mir habe, oder gar nicht mehr und meine Zeit auf schöneren Wegen verbringe. Ganz entschieden habe ich das noch nicht und ich erinnere mich, dass es auf der gleichen Höhe gegenüber auch nicht anders war. Ganz verteufeln will ich den Weg nicht, weil ich auch viel Schönes erlebt habe, aber auf solchen breiten Wegen durch den Wald zu laufen ist strunzlangweilig und man sehnt sich unweigerlich nach einem Fahrrad. Ab und an sieht man jenseits des Remstalhöhenwegs lauschige schöne Waldwege, aber das gelbe Zeichen führt unbeirrt auf den breiten Fahrstraßen entlang.

Bei Weitmars geht es extrem steil den Berg hinauf und dann durch den Wald über den Elisabethenberg Richtung Plüderhausen. Die Leute hier beäugen einen komisch und grüßen nicht. Was für ein Unterschied zu dem freundlichen Lorch. und dazwischen liegt nur ein Berg! Die Zapfen habe ich wieder in den Wald geleert, weil sie total ausgeharzt haben und meine Hand schon klebte als ich als ich sie nur kurz in die Tüte steckte. Schade. Die haben mir echt gut gefallen.

Irgendwann geht es dann aus dem langweiligen Waldstück heraus und man hat einen tollen weiten Blick auf das Remstal. Ich bin wieder versöhnt, das ist wirklich schön hier. Es geht nun am Hang entlang zwischen den Obstgärten hindurch, immer mit tollem Blick ins Tal. Ist zwar auch eine Mischung aus Asphalt und Schotter, jedoch schon mal mit Gras in der Mitte und der Ausblick und Höhenweg entschädigt mehr als genug. So laufe ich oberhalb von Urbach nach Miedelsbach entlang und mache zwischendurch eine lange Pause auf einer Wiese der Obstgärten. Das Wetter heute ist phantastisch. Für März sogar sehr warm. Der Winter ist vorüber. Wie schön.

Nach Miedelsbach geht es runter und durch das Dorf. Am Ausgang treffe ich eine Seniorin, die mich fragt, ob ich den Remstalhöhenweg laufe. Sie erzählt, dass sie auch schon einzelne Etappen gelaufen ist, gerade in Heubach angelangt ist, aber auf dieser Seite auch schon einige Wegabschnitte gelaufen ist. Immer mit einer Freundin zusammen. Sie ist sogar schon ein großes Stück des Jakobwegs gelaufen von Rothenburg hier her. Und sie ist die erste, die die Wege so läuft wie ich: etappenweise, nicht alles am Stück. Sie findet auch, dass man so mehr davon hat und dass die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel wunderbar sei. Juhu! Endlich jemand, die meine Meinung teilt. Ich habe sie sofort ins herz geschlossen.

In einer lang gezogenen Serpentine geht es den Berg hinauf. Man streift kurz Buhlbornn und geht nach links weiter. Alles arbeitet in den Obstgärten. Die Bäume werden geschnitten. Ich laufe hier nicht weiter auf dem Remstalhöhenweg, weil der wieder einen unnötigen Schlenker mach, auf den ich keine Lust habe. Stattdessen laufe ich rechts den Weg direkt nach Schornbach hinunter und warte dort auf meinen Bus, der mich nach Schorndorf bringt.

Sonntag, 25. März 2012

6. Etappe: von Böbingen nach Lorch

Wegverlauf: Böbingen - Iggingen - Schwäbisch Gmünd - Kloster Lorch - Lorch

Weglänge: 28km


Heute habe ich zum ersten Mal einen GPS Logger dabei. Ich möchte das mal ausprobieren, um zu sehen, ob das etwas für mich ist. Ich habe ihn daher zunächst einmal von einem Kollegen ausgeliehen. Im Zug schalte ich ihn ein, da ich weiß, dass er erstmal seine GPS Daten synchronisieren möchte. Als ich loslaufe ist er immer noch dabei. Mmh. Ob er den Beginn meiner Tour dann trotzdem mit aufgenommen hat? Nach 2km bin ich wieder am Remstalhöhenweg und stelle fest, daß ich beim letzten Mal das letzte Stück auf dem Limesweg gelaufen bin anstatt auf dem Remstalhöhenweg. Im nächsten Verlauf wird mir auch klar warum. Ich verlaufe mich einige Male, merke es aber immer erst später, wenn ich auf den Weg treffe und festelle, dass ich hierhin von woanders hätte kommen sollen. An zwei Stellen ist sogar das Schild verbogen und zeigt in die falsche Richtung. Vandalismus könnte also auch daran schuld sein. Zu Beginn habe ich noch ein herrliches Albpanorama Richtung Heubach. Und ich sehe wieder mal die drei Kaiserberge. Also die kann ich langsam wirklich nicht mehr sehen. Es wird Zeit, dass ich etwas anderes sehe. Jetzt ist es genug mit den Kaiserbergen, die einen hier auf Schritt und Tritt begleiten.

Geruchlich wird die Tour von Gülle begleitet, die hier nun auf allen Feldern ausgebracht ist. Am Anfang stört es mich noch, aber langsam gewöhne ich mich daran. Neulich war ich in einem Supermarkt, in dem die Kassiererin sagte, dass das sogar im Aufenthaltsraum zu riechen sei und sie dafür sei das zu verbieten.

Und dann treffe ich auf ein Schild, das ich so noch nie in Deutschland gesehen habe: Ölleitung. Sie verläuft hier einen Meter unter der Erde. Der Verlauf ist in der Landschaft gut zu sehen und zusätzlich in regelmäßigen Abständen durch signalrote Pfosten markiert. Und dann sehe ich sogar eine Pumpstation. Wie bei der Pipeline in Alaska vom arktischen Meer, nur viel viel kleiner. Wo die Ölleitung wohl hin fließt? Sie wird mit über 130km Länge angegeben. Und rechts sehe ich die alternative Energiegewinnung. Am Horizont drehen sich fünf Windräder.

Weiter geht es leider viel zu lange an der Straße entlang. Hätte es hier nicht andere Wege für einen Fernwanderweg gegeben? Und seit Böbingen laufe ich ausschließlich auf Asphalt. Langsam bin ich echt angefressen. Nach 9km Asphalt darf ich endlich rechts auf eine Wiese abbiegen! Der Weg geht durch ein Gatter quer über die Wiese. Ich bin glücklich und entdecke dann auch noch die ersten Veilchen! Klasse. Wieder geht es durch ein Gatter und zwischen Obstbäumen hindurch und dann - Asphalt! Ich könnte kotzen. Die Wanderstöcke schraube ich gleich wieder zusammen.

Später stelle ich mit einem Blick auf die Landkarte fest, dass der Weg schön unten im Tal verlaufen wäre, aber entweder bin ich heute blind oder die Beschilderung ist auf diesem Abschnitt so miserabel. Man läuft solche Fernwanderwege eigentlich auch, weil man nicht so oft auf die Karte schauen will, sondern den Luxus einfach nur den kleinen gelben Schildchen hinterher zu laufen genießen will. Ich habe mir dann meinen eigenen Weg gesucht, aber selbst als ich den Remstalhöhenweg wieder fand, verlief ich mich erneut. Ohne Karte geht heute nichts. An dieser Stelle haben schlichtweg die Schilder gefehlt.

Es geht dann durch Schwäbisch Gmünd und sehr steil zum Lindenfirst hoch, auf dem ich Rast mache. Man sieht von hier aus Straßdorf, durch das ich am Herweg gelaufen war. Und natürlich die drei Kaiserberge.

Ab jetzt folge ich dem Limesweg, da ich das Verlaufen leid bin und es nicht einsehe auf einem breiten asphaltierten Fahrweg anstatt auf einem schönen schmalen Waldweg zu laufen. Zudem sehe ich auf der Karte, dass der Remstalhöhenweg wieder einige Schlenker macht, auf die ich nach der Schilderodyssee keine Lust mehr habe. Man könnte glatt meinen, dass die Motivation für die schlingerhafte Streckenführung die ist, ein eigener Weg unabhängig von anderen Wegen, die in dieser Gegend bereits früher existiert haben, zu sein. Aber deswegen laufe ich hier nicht im Zickzack durch die Gegend. Naja, ich bin ja schließlich ein mündiger Mensch und entscheide mich anders.

Und wie erwartet: der Weg ist wunderschön. Der schwäbische Albverein weiß einfach wie man Wege machen muss. Ich sehe die ersten Anemonen im Wald, auch Zitronenfalter, die richtig leuchten. Und im Rothbachtal sieht man deutlich Limesreste und wiedererrichtete Mauern, sowie einen Altarstein. Auch wirklich gut präsentiert. Diesen Weg zu laufen ist eine Erleichterung.

Als ich aus dem Wald auf das Kloster Lorch zulaufe beobachte ich wie auf der Wiese ein Falkner einen Vogel trainiert. Der muss im Kreis fliegen ob er will oder nicht, weil er an der Leine ist. Er tut mir sofort leid. Ein Vogel, der nicht fliegen kann wie er will. Der Vogel bleibt dann eine Weile am Boden sitzen und dann dreht sich der Falkner zu mir um und ruft: "Sie störed!" Wie überaus freundlich. Hätte man nicht auch sagen können "wären sie so nett weiterzulaufen, sonst reagiert der Vogel nicht"? Ich bin heute nun wirklich schon genug angefressen. Ich rufe ihm daher zu, dass ich das scheiße finde was er mit dem Vogel macht. Wie es in den Wald hinein ruft so ruft es eben auch heraus.

Am Kloster vorbei laufe ich zum Schillerbänkle, weil ich die Sonne noch ein wenig genießen möchte bevor ich nach Hause fahre. Ich wusste allerdings nicht, dass das direkt hinter der Falknerei ist. Dort sitzen drei Greifvögel und eine Eule je angeleint auf einem Bogen. Manchmal flattern sie hoch, kommen natürlich nicht weit, weil die Leine viel zu kurz ist. Kann mir keiner erzählen, dass das die Vögel glücklich macht. Vögel haben Flügel zum frei fliegen. Man sollte sie nicht anleinen. Und im Wald kommen sie ganz gut ohne die Menschen zurecht. Das einzige, das man hier machen kann ist nicht zu solchen Flugschauen zu gehen. Kommt keiner mehr, werden die Vögel auch nicht mehr angebunden.

Auf dem bereits bekannten Klosterweg geht es runter zum Lorcher Bahnhof. Am Hang blühen Anemonen und ich sehe auch die ersten Lerchensporne. Jetzt erwacht alles. Ins Kloster selber bin ich nicht mehr rein gegangen, da ich erst vor kurzem hier war.

Samstag, 24. März 2012

Wandertipp: Die 3 Kaiserberge: Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen


In der Göppinger Gegend staufert es überall, wie der Autor des Buches "ErlebnisSchwäbische Alb" so schön sagt. Und dazu gehören auch die drei Kaiserberge, die man vom Fuchseck auf dem HW1 so schön sehen kann. Oft sieht man sie von dort im Nebel verhüllt. Die Landschaft darunter ist nicht sichtbar, aber die Berge spitzeln aus dem Nebel hervor. Sie zu besteigen erfordert Kondition. Die drei Aufstiege sind nicht ohne. Wer die Tour etwas verkürzen möchte, kann von Göppingen mit dem Bus zum Ort Hohenstaufen fahren. Das spart 8 km.

Wegverlauf: Göppingen - Spitalwald - Hohenstaufen - Rechberg - Stuifen - Waldstetten

Weglänge: 23km

Anreise: mit dem Zug direkt nach Göppingen.

Abreise: mit dem Bus von Waldstetten nach Schwäbisch Gmünd und dort mit dem Zug zurück nach Stuttgart

Kurz gefasst folgt man von Göpping bis zum Hohenstaufen dem roten Balken (Hauptwanderweg 7, HW 7), dann dem roten Kreuz über den Rechberg hinauf zum Stuifen und dann dem blauen Kreuz nach Waldstetten. Weiter nach Schwäbisch Gmünd zu laufen kann ich leider nicht empfehlen. Zu viele Autos, zu viel Lärm, zu viel Gestank. Man nimmt daher lieber den Bus von Waldstetten nach Schwäbisch Gmünd.

Gut gelaunt war ich aufgestanden und fühlte mich sehr wohl. Aber schon am Bahnhof merke ich, dass für alle anderen heute ein komischer Tag ist. Es gibt so Tage, an denen die ganze Welt verrückt zu spielen scheint. Bereits beim Fahrkartenkauf werde ich zwei Mal von vorüberhechtenden Passagieren angerempelt als ich am Fahrkartenautomat stehe. Hinter mir gab es wirklich meilenweit Platz, um vorbei zu gehen. Aber nein, sie müssen mich anrempeln. Das ist wie am U-Bahnhof. Wenn man dort mit einer Zeitung oder einem Buch lesend auf den Zug wartet, laufen andere so dicht an einem vorbei, dass sie oft das Buch oder die Zeitung streifen, obwohl es auch hier massig Platz hätte in gebührendem Abstand vorbei zu laufen. Es wird der Tag kommen, an dem ich diesen Leuten ein Bein stelle. Weiter ging es bei der Schlange am Bäcker. Erst wollte sich einer direkt vor mich stellen, obwohl ich schon länger dort stand. Als ich ihn kritisch anschaue, stellt er sich hinter mir an, rückt mir aber so nah auf die Pelle, dass er mit seinem fetten Bierbauch ständig meinen Rucksack berührt. Glaubt er wirklich, dass es schneller geht, wenn er meinen Rucksack auffrisst? Nervkralle. Was ist nur aus meinem schönen Tagesbeginn geworden?

In Göppingen komme ich im geschäftigen Morgentrubel an, der einer Stadt dieser Größe morgens anlastet. Ich laufe durch die Fußgängerzone entlang des roten Balkens, der immer gut sichtbar ist; alternativ das Zeichen für den Jakobsweg. Im darauf folgenden Wohngebiet stehen die Mülleimer in Reih und Glied sauber zur Straße ausgerichtet. Die Göppinger scheinen ein diszipliniertes ordentliches Völkchen zu sein. Ich muss schmunzeln. Als ich am Wald angelangt bin fällt die Anspannung von mir ab, die mir die umgebende Welt heute aufgebürdet hat. Jetzt schwinge ich wieder in meiner eigenen Stimmung, die ich schon beim Aufstehen hatte. Jetzt geht es mir wieder gut.

Es geht durch den Spitalwald, einem verwunschenen Wald mit einigen Tümpeln voller Algen, auf denen ab und zu eine Ente schwimmt. Die abgesägten Bäume und Äste werden im Wald liegengelassen wo sie langsam vermodern und mit Moos überwachsen. Ich beobachte seit einigen Jahren, dass die Forstwirtschaft umdenkt. Wo früher alles aus dem Wald rausgeholt wurde und dieser sauber und ordentlich aussah, wird nun alles liegengelassen, was Kleintieren und Insekten ein neues Zuhause gibt.

Weiter vorne auf einer Lichtung treffe ich eine Kindergartengruppe, die zum Frühstückspicknick dick eingemummt auf einer Decke sitzt und singt "piep piep piep, wir haben uns alle lieb und wünschen guten Appetit." Manche Dinge ändern sich nie. Lach.

Der Ort Hohenstaufen liegt am Berg, direkt unterhalb der Ruine Hohenstaufen. Als ich den Ort zum ersten Mal sehe, sehe ich rechts auch schon den Rechberg und den Stuifen. Alle drei Kaiserberge auf einen Blick versammelt. Zur Ruine geht es steil rauf, vorbei an einer Kirche, die auch Station auf dem Jakobsweg ist. Dort kann man sich einen Stempel abholen. Oben angelangt treffe ich Zimmerleute, die das Ausflugslokal renovieren. Es schallt "message in a bottle" aus dem Pickup. Sie werfen mir ein freundliches "gude morgä" entgegen. Hier oben hat man einen phantastischen Rundblick in die Umgebung. Obwohl es diesig ist, sehe ich sehr weit. Die Ostalb links und rechts das Remstal. Meine beiden Fernwanderwege (HW1 und Remstalhöhenweg) auf einen Blick und ich mittendrin. Ich knabbere noch ein paar Karotten und laufe dann weiter.

Man könnte von hier aus auch einen Abstecher zum 4km entfernten Schloss Wäschenbeuren machen, das auch aus der Stauferzeit stammt, aber sehr gut erhalten ist. Hier auf dem Hohenstaufen findet man nur noch ein paar aufgemauerte Reste. Die Burg wurde nach dem Bauernkrieg abgetragen und ihre Steine finden sich teilweise im Göppinger Schloss wieder.

Erstmal geht es bergab und dann ein Stück an der Landstraße entlang. Man kann hier aber auch einen der Landwege unterhalb wählen und kommt genauso auf den Rechberg. Der anstieg ist erstmal nicht so steil. Man kommt zunächst zur Burg Rechberg. Man wirft ein 2 Euro Stück in einen Schlitz und kann dann durch das Drehkreuz in die Ruine. Und das sollte man wirklich tun. Ich habe selten so eine faszinierende Ruine gesehen. Sie wird renoviert, teilweise wurden die Holzoberbauten wieder aufgerichtet, in denen man laufen kann. Es gibt Tafeln, auf denen gezeigt wird wie der nächste Raum ursprünglich ausgesehen hat. Noch nie habe ich so etwas tolles gesehen!

Nach der Ruine geht es dann wieder rauf zur Kirche. Auf dem Weg dorthin kreuzt man den geologischen Lehrpfad, der die verschiedenen Gesteinsschichten auf der Alb erklärt. Man kann die schichten beim Bergauflaufen sehen, sie wurden freigelegt. Sehr anschaulich! Auf dem Rechberg gibt es einen Gasthof, bei dem man auch im Freien sitzen kann. ich würde wirklich liebendgerne ein Bier trinken, habe aber solchen Hunger, dass ich erstmal auf einer Bank mit Aussicht Platz nehme und mein Sandwich vertilge. Nun habe ich aber auch keine Lust mehr auf ein Bier danach. Erst essen, dann trinken, das ist irgendwie komisch. Hier einzukehren wäre schön gewesen, aber ich wollte heute Abend nicht mein mitgebrachtes Sandwich wegwerfen. Manchmal sollte man vorher wissen, ob diese Ausflugslokale auch tatsächlich auf haben.

Nun geht es wieder runter und zur Landstraße rüber, die man überquert und erst ein Stück nach rechts läuft bevor man auf den Stuifen aufsteigen kann. Der ist sehr steil. Und es gibt hier auch keine Menschen. Überhaupt wirkt er etwas einsam. Beim Aufstieg sehe ich gleich ein Baumgemetzel. Es gibt wirklich Waldarbeiter, die Bäume nicht fällen, sondern abmetzeln. Es sieht aus wie auf einem Schlachtfeld. Das tut mir in der Seele weh.

Oben angelangt bin ich stolz den dritten Aufstieg heute gemeistert zu haben. Das viele Laufen zahlt sich aus, ich habe tatsächlich Kondition bekommen. Oben befinden sich eine Hütte des THW und ein Grillplatz. Ich kann mir vorstellen, dass es sich hier sehr gut feiern lässt. Und ein nigelnagelneues Gipfelkreuz steht hier. Letztes Jahr errichtet. Schön, dass solche Traditionen auch heute noch fortgesetzt werden.

Hier muss man dann etwas auf den Weg achten. Der Wegweiser ist nicht so gut zu erkennen. Links neben der Hütte geht es auf einem unscheinbaren Trampelpfad durch den Wald nach oben. Und weiter geht es durch ein erneutes Baumgemetzel. Der Hang sieht unglaublich aus. Andächtig laufe ich hinunter und schäme mich für meine Artgenossen.

Der Abstieg dauert lange. Es geht viel weiter runter als vorher hoch. Ich bin tiefer als nach dem Rechberg. Und nach Waldstetten geht es noch tiefer runter. Im Ort angekommen, komme ich auch gleich wieder in der umtriebigen Zivilisation an. In einem Getränkemarkt nehme ich mir noch ein paar Flaschen Bier der örtlichen Brauereien mit. Ein schöner Tag liegt hinter mir.

Freitag, 23. März 2012

5. Etappe: von Heubach bis Böbingen


Wegverlauf:
Heubach - Rosenstein- Finsteres Loch - Große Scheuer - Haus - Essingen - Böbingen

Weglänge: 33 km


Anreise: mit dem Zug nach Schwäbisch Gmünd und dann mit dem Stadtbus nach Heubach.

Rückfahrt: mit dem Zug direkt nach Stuttgart.

Es hatte sich gelohnt ein wenig zu warten. Bei meiner letzten Etappe gab es noch sehr viel Eis und Schnee und ich wollte den Rosenstein unbedingt ohne die Glätte besteigen. Letzte Woche war es dann so weit. Und es war außerdem noch ein wunderschöner Tag mit Sonnenschein und beim Aufstieg habe ich die erste gelbe Frühlingsblume gesehen, deren Name ich leider nicht kenne. Was will man mehr? Vom Stadtkern geht es links hoch auf den Rosenstein. Man folgt hier auch dem HW1, also dem roten Dreieck, das einen bis nach ganz oben begleitet. Aber zunächst bin ich nur bis zum Beginn der Felsen hoch gelaufen. Wie beim letzten Mal als ich auf dem HW1 gewandert bin, haben mich die Felsen wieder fasziniert. Sie sind wunderschön. Sie erinnern mich ein wenig an Frankreich. Man kann auch links an den Felsen vorbei (der Weg geht jedoch rechts weiter). Ich bin ein gutes Stück dort gelaufen, schon aus Neugierde. Man sollte aber sehr trittsicher sein. Nach dem letztmaligen Abrutschen setze ich heute die Füße etwas vorsichtiger. Aber spannend ist dieser Weg, weil es so selten begangen wird. Das sieht man gleich. Auf dem Weg zurück sehe ich unten im Wald zwei Rehe springen. Wie schön. Dann rennen sie zurück und wieder vor und ein drittes Reh kommt dazu. Sie stehen eine Weile rum und ich kann sie beobachten. Das ist selten. Meistens laufen sie gleich weiter. Aber vielleicht haben sie mich nicht bemerkt, weil ich so weit oben bin. Als sie weg sind laufe ich zurück zu der Felswand mit der Höhle und staune nicht schlecht: es hängt ein Seil herunter. Aber wo ist der Kletterer? Ein wenig später kommt er vom Berg herunter gelaufen. Er hat wohl eben das Seil oben festgebunden. Er grüßt freundlich und wir unterhalten uns ein wenig. Er will die Morgensonne nutzen. Auch ihn erinnern die Felsen an Frankreich. Er erzählt, dass er doch schon beim Klettern war. Und er war auch in der Höhle vor uns, die man heute nur am Eingang betreten kann, da Fledermäuse darin vermutlich noch im Winterschlaf sind. Der Kletterer erzählte mir, dass man in der Höhle jedoch recht schnell nur noch kriechen kann. Vielleicht habe ich doch nichts verpasst. Ich setze mich eine Weile auf dem Fels in die Sonne und genieße sie.

Die Vögel freuen sich richtig über den schönen Tag. Sie fliegen in einem Affentempo im Zickzack durch die Bäume und veranstalten ein richtiges Orchester. Haubenmeisen, Gimpel, jede beliebige Art von Meisen und natürlich Amseln. Irgendwann breche ich auf, da noch ein langer weg vor mir liegt. Mein rüber gerufenes "Tschau" hört der Kletterer gar nicht. Er ist voll konzentriert.

Es geht ein Stück nach oben und dort ist die Ruine Rosenstein, die ich schon vom Scheuelberg gesehen hatte. Man kann durch die noch vorhandenen Fenster auf die Landschaft schauen. Weiter geht es über eine grüne Metallbrücke, die mir gut gefällt. Sie spannt sich mit einem Bogen über die Felsspalte. Man sieht der Erde an, dass hier bis vor kurzem noch Schnee lag. Vereinzelte Flecken sind sogar noch im Schatten und ganz oben auf dem Berg vorhanden. Es geht über den gesamten Rosensteinberg. Und dann sehe ich links einen tollen Abgang in einer Felsspalte und mit einem Metallseil als Handlauf. Wow, denke ich noch, super Weg und traue meinen Augen nicht, als ich das gelbe Schild hinunterweisen sehe. Auf der Alb scheint also auch dieser Fernwanderweg dann mal schöne Wege zu verwenden. Ich gehe aber erstmal nach rechts, weil ich noch zum finsteren Loch will. 

Die Höhle ist nicht leicht zu finden. Man folgt der roten Gabel rechts um die Kurve und dann sieht man einen breiten, aber wenig begangenen Weg nach unten. Eigentlich sollte er mit dem blauen Dreieck markiert sein, aber das sieht man erst weiter unten. Auf der Karte sehe ich, dass die Höhle auf halber Hanghöhe sein muss und laufe meinem Instinkt folgend nach links als der Hang links so etwas wie einen Vorsprung bietet. Und tatsächlich! Ich habe die Höhle auf Anhieb gefunden. Wildromantisch sieht sie aus. Davor ein uraltes Gitter und der Felsvorsprung weiter vorne, rechts daneben ein Baum, dessen viele Wurzeln über die Steine und Felsen greifen. Leider ist die Höhle zu, da Fledermäuse drin sind. Für Höhlenerforschungen sollte man besser das zweite Halbjahr nutzen. Aber man kann reinschauen. Als ich näher trete fliegen Vögel, Kleiber, heraus. Und nun sehe ich warum die Höhle finsteres Loch heißt. Denn genau das ist es.

Ich gehe zu dem schönen Weg zurück und laufe die Felsspalte runter. Hier ist noch Eis und ich muß sehr aufpassen. Die mitgebrachten Wanderstöcke sind mir dabei sehr nützlich. Und dann sehe ich sie: die große Scheuer. Auf Photos sieht sie schon phantastisch aus, aber sie selbst zu sehen und durchzugehen ist unbeschreiblich. Die Höhle ist riesig und heißt zu recht Scheuer. Wie ein Tunnel. Man kommt an zwei Stellen nach draußen. Ich bin tief beeindruckt.

Ein Vater mit vier Kindern kommt mir entgegen. Drei Mädchen, die genauso staunend die Höhle erkunden wie ich und ein Kleinkind auf dem Rücken. Alle Achtung. Wir unterhalten uns ein wenig. Er staunt als ich erzähle, dass ich das finstere Loch gesehen habe, da er es bereits erfolglos oben gesucht hat. Und nun ist er auf der Suche nach der Höhle "Das Haus", hat aber nur eine Fahrradkarte im Maßstab 1:75000 dabei. Man erkennt nicht wirklich wo die Höhlen sein sollen. ich schicke ihn runter dem gelben Schild nach, weil ich vermute, dass dort die nächste Höhle ist und schaue die Scheuer nochmals in Ruhe an. Ich photographiere sie aus allen möglichen Winkeln in der Hoffnung, dass man die Größe auf dem Photo erkennen kann.

Als ich den Weg nach unten laufe und intuitiv nach links abweiche wieder ein Stück hoch und an den Felsen sehe ich schon die Kinder am Höhleneingang. Das Haus. Eine schöne Höhle. Wir gehen vorsichtig umher. Die Kleine mit den blonden offenen Haaren (Vater: "ich hatte Dir doch gesagt, du sollte sie zusammenbinden") und der coolen Sonnenbrille, die sie auch in der Höhle nicht absetzt, will unbedingt eine Fledermaus sehen, hat aber gleichzeitig Angst, dass sie von einer gebissen wird. Eine Fledermaus finden wir leider nicht.

Den Hang laufe ich schnell runter, da mir ein Blick auf die Uhr gezeigt hat, dass ich sehr sehr lange auf dem Rosenstein gebraucht habe und Sorge habe, die Etappe heute überhaupt zu schaffen. Also mal richtig Gas geben. Auf der Ebene ist das auch nicht weiter schwer, das Sehenswerte habe ich gesehen, jetzt geht es auf normalen Wanderwegen weiter durch Lautern und weiter durch den Wald, einige Schleifen macht hier der Remstalhöhenweg, die ich nicht verstehe. Ein Waldarbeiter schaut mich an wie ein Auto anstatt meinen Gruß zu erwidern. In den Vorgärten blühen Winterlinge und Krokusse, manchmal Schneeglöckchen. Es geht durch Lauterburg und dann macht der Weg kehrt. ich bin an seinem östlichen Ende angelangt. Von nun an geht es wieder Richtung Westen zurück nach Stuttgart. Wow. Aber wo ist der Remsursprung, der hier sein soll? Hinter Lauterburg ist ein Skilift und eine große Hütte. Der Weg geht dran vorbei und dann sehe ich ein zweites Schild: "Alternativweg zum Remsursprung". Na den nehme ich doch gleich, obwohl es mich verwundert, dass rechts auch der Remstalhöhenweg ab geht. Und dann sehe ich warum: der Alternativweg geht über die Skipiste und dann unter einem weiteren Skilift den Berg runter. Im Winter kann man den Weg definitiv nicht laufen. Es zieht sich noch eine Weile bis man zum Remsursprung kommt. Wie unscheinbar doch ein Fluss beginnt!

Von hier geht es ein Stück durch den Wald und dann nach Essingen hinein - und komplett durch. Die Stadt habe ich, glaube ich, von allen Seiten gesehen. Wie wenn der Weg hier eine Tourismusförderung wäre führt er im Halbkreis durch den Ort vorbei an allen Sehenswürdigkeiten - Kirche, Pfarramt, Schloss, Schule, Sportplatz - you name it - I've seen it. In der Stadt und ihrer Umgebung wird Pferd ganz groß geschrieben. Überall gibt es Pferdeställe und außerhalb Höfe mit Reitschulen. Ein Pferd auf der Weise schaut mich von weitem an und als ich es anschaue kommt es hergelaufen und lässt sich streicheln. Das Pferd auf der Nachbarkoppel will daraufhin auch gestreichelt werden. Und mir geht es gut.

Ab Essingen geht es weiter auf Asphalt bis zum Limesweg. Leider ist das sehr viel Asphalt. Interessant ist, dass ich hier jetzt wirklich umdrehe und nun wieder zurück laufe, nur auf der anderen Seite der Rems. Ich sehe auch schon den Bergrücken des Rosensteins. Ich werde vermutlich auf dem ganzen Rückweg den Hinweg sehen. Das könnte spannend werden.. Und prompt sehe ich ein Stück weiter die allgegenwärtigen drei Kaiserberge. Als ich über die Bundesstraße und Bahnlinielaufe habe ich nicht nur das Gefühl umzudrehen wie in Essingen, sondern endgültig das Gefühl zurück zu gehen. Der Regionalzug aus Aalen fährt an mir vorbei. Wenn ich diese Strecke wieder fahre werde ich sie mit anderen Augen sehen.

Es geht durch Mögglingen. Und hier beschließe ich spontan weiter bis nach Böbingen zu gehen. ich habe noch Zeit bevor sich der Tag seinem Ende zuneigt. Juhu! Weiter geht es. Das verleiht mir gleich Energie. Und dann gehe ich auch noch auf einem richtig tollen Weg. Der Remstalhöhenweg verläuft hier auf dem Limeswanderweg, dem HW6. Direkt auf dem Limes und an schönen Infotafeln vorbei. Man sieht Hügelgräber - auch eines, das zu einem Ofen gemacht wurden - kein Wunder, dass die Kelten die Römer nicht mochten, wenn die nicht mal die Gräber ihrer Ahnen ehren. Und unscheinbare Hügel, die der Überrest eines Turmes sein sollen. Leider habe ich viel zu wenig Zeit für diesen wunderbaren Weg. ich möchte Gas geben, um vor der Dunkelheit am Bahnhof zu sein. und das schaffe ich auch locker. Eine Fahrkarte habe ich schon, aber der Zug braucht noch zwanzig Minuten. Also setze ich mich auf eine Bank weiter vorne am Gleis und ziehe Schuhe und Socken aus und massiere etwas die geplagten Füße, die sich etwas darüber beschwerden, dass ich am Schluss so auf die Tube gedrückt habe. Als der Zug aus der Gegenrichtung anhält schauen mich die aussteigenden Leute wie ein Auto an, obwohl ich aufgehört hatte zu massieren. Aber an dem Frühlingstag mit nackten Füßen am Bahnhof zu sitzen ist wohl nicht so gängig :-)

Dienstag, 28. Februar 2012

Wandertipp: Beim Kloster Lorch

Weglänge: 18,5km

Wegverlauf: Lorch Bahnhof - Kloster Lorch - Brucker Sägmühle - Maierhofer Sägmühle - Haselbach - Alfdorf - Hohler Stein - Schillergrotte - Schelmenklinge - Kloster Lorch - Bahnhof Lorch


Eine schöne Wanderung im schwäbisch-fränkischen Wald mit mehreren Highlights. Letzte Woche Mittwoch bin ich sie gelaufen. Vom Bahnhof in Lorch läuft man auf dem Klosterweg zum Lorcher Kloster. Da das Kloster von 10 bis 18 Uhr geöffnet hat lohnt es sich, das Kloster nach der Wanderung anzuschauen und den Tag zum Wandern lieber früher zu beginnen. Vor dem Kloster steht ein nachgebauter Römerturm, den man erklimmen kann. Geschichte zum Anfassen! Auch ein Stück Limes wurde nachgebaut, um zu verdeutlichen wo der Limes einen Knick gemacht hat, damit die Römer die wichtige Handelsroute der Rems noch in ihrem Reich haben.

Zu Beginn läuft man nach rechts auf dem Remstalhöhenweg (Grobrichtung Schwäbisch Gmünd). Dazu läuft man ein Stück an der Straße entlang und dann rechts auf einem Waldweg. Gleich bei Eintritt in den Wald erreicht man ein Gebiet mit 75 Mammutbäumen, die in den 1950er Jahren gepflanzt wurden. Auf diesem Waldweg bleibt man eine Weile, läuft in Kurven den Berg hinunter. unten angekommen biegt der Remstalhöhenweg scharf rechts ab auf die Straße. Wir laufen aber links auf dem unmarkierten Weg - auf dem Asphalt. Es geht durch ein schönes Tal mit dem Waldbach. Weiter durch zwei Sägmühlen. An der Maierhofer Sägmühle gibt es im Winter sogar einen Eisbesen. Als ich ankomme ist noch viel davon übrig: Tische aus Eis und angeschmolzene Stühle. Und ein Holzunterstand, von dessen Ziegeldach überall Eiszapfen herunter hängen. Die Eiszapfen sind so gewollt. Am First geht ein Wasserschlauch entlang, der Löcher hat. Der Hof ist eine wahres Eisatelier. Auf der Wiese steht eine 4 Meter hohe Eisskulptur und einen Baum haben sie auch kunstvoll eingeist. Darunter ein Iglu, der mit Plastikplanen unter dem Eis erzeugt wurde. Faszinierend! Warum der Besitzer auf diese Eisskulpturen gekommen ist kann ich mir leicht vorstellen. Hier ist wirklich alles zugefroren. Als ich in Haselbach nach links auf den Weg mit dem roten Kreuz abbiege ist der Haselbach komplett zugefroren. Man könnte sich drauf stellen. An einer Stelle ist ein Loch und zeigt, daß die Eisdecke 10 Zentimeter dick ist und der Bach darunter weiter fließt. Im Wald ist dann auch der Weg vereist. Ich komme fast nicht weiter. Es ist spiegelglatt. Ich laufe meist neben dem Weg.

Auf der Höhe angekommen mache ich auf einer Bank Rast und esse mein Vesper. Die Pferde von der Weide daneben schauen mich unverwunden an. Sie starren regelrecht. Ich denke noch, die sind eben neugierig. Vielleicht kommt nicht so oft jemand vorbei. Tiere, die mich beobachten und ich sie habe ich schon oft auf meinen Wanderungen gesehen. Aber da habe ich falsch gedacht. Kaum bin ich mit dem Essen fertig ist alles andere wieder interessanter. Aha, die waren einfach hungrig.

Auf der Ebene geht es ein Stück weiter bis man auf eine Straße stößt. Der Weg geht nun geradeaus weiter auf dem HW3 (roter Balken) oder auch Rhein-Main-Neckar Weg genannt (die Wegmarkierung ist meistens auch ein grüner Baum mit einem roten Strich darunter). Wer möchte kann aber zuvor rechts einen Abstecher nach Alfdorf machen. Ist ganz nett anzuschauen.

Jedenfalls geht der gesamte Weg bis zum Lorcher Bahnhof jetzt die gesamten restlichen 8-9km nur noch entlang des Rhein-Main-Neckar Weges. Wie bequem und orientierungsleicht.

Man kommt schnell wieder in den Wald und als ich um die Ecke biege staune ich nicht schlecht! Eine Eissäule die vom oberen Rand einer Felsausbuchtung im Hang bis nach unten reicht! Der Hohle Stein. Nun kann ich mich auch wieder an ihn erinnern. Ich war im Sommer schon einmal hier. Allerdings fand ich ihn da eher unspektakulär. Das Wasser tropft von oben herab. Ein Wasserfall ist das nicht. Aber im Winter sieht es aus wie ein gefrorener Wasserfall. Gigantisch! Ich bleibe eine ganze Weile dort und bestaune die Eissäule.

Es geht weiter nach unten, was ziemlich schwierig ist, da die Stufen vereist sind. Dann wieder durch den Wald und man kommt auf einem schmalen Weg zur Schillergrotte. Diese liegt knapp unterhalb der Hangkante und man konnte früher auch hoch laufen. Nur der Hang ist inzwischen so abgebrochen (es ist hier immer sehr feucht), daß man nicht mehr hoch kommt. Der Schwäbische Albverein von Alfdorf hat den Weg sogar wegen Lebensgefahr gesperrt. Im Winter muß man das erstrecht ernst nehmen. Wenn man aber den schmalen Weg, den man gekommen ist, zurück und dann ein wenig nach oben läuft und wieder links abbiegt kommt man zu einer anderen Grotte, die auch sehr schön ist. Und jetzt im Winter hängt von dort ein richtig großer und breiter Vorhang aus Eis herab! Und lange große Eiszapfen! Auch hier tröpfelt Wasser von oben herunter. Mindestens genauso gut wie beim Hohlen Stein!

Man steigt dann den ganzen Hang hoch und läuft oben ein wenig eben bis man zu einer Bank mit toller Aussicht kommt. Man kann über die komplette Landschaft, die man eben durchwandert hat, schauen bis zum Rechberg, der in dieser Gegend an den Aussichtspunkten allgegenwärtig ist. Eine Verschnaufpause lohnt, denn danach gibt es ein weiteres Highlight.

Man läuft ein Stück links an der Straße entlang durch Bruck, überquert nach links die Straße, läuft dort weiter und überquert die Straße abermals nach rechts. Im Wald geht es steil bergab und man kommt schnell zur Schelmenklinge. Auch die ist steil und unglaublich interessant. Schöne große Felsen, und in der Mitte steht einer ganz frei. Das Wasser läuft mal runter, mal fällt es in einem kleinen Wasserfall runter. An einer Stelle geht eine Metalltreppe steil bergab. Die läßt sich auch laufen, wenn man nicht schwindelfrei ist, keine Sorge. Unten läuft man an dem Bach entlang. Es gibt hier Wasserspiele, vom Schwäbischen Albverein gebastelt. Ich finde sie nicht so toll, hätte den Bach lieber naturbelassen gehabt, aber gut - Geschmackssache. Auch hier ist der Weg in weiten Teilen vereist. Das Laufen ist schwierig. Aber dann sehe ich eine clevere Lösung: jemand hat einen Tannenzweig auf den Weg gelegt. Darüber läßt es sich prima laufen! Und es liegen mehrere Tannenzweige am Wegesrand. Ich nehme mir gleich einige mit und komme so gut auf dem Eis voran.



Nach der Schelmenklinge geht es durch den Wald zurück zum Kloster. Eine Besichtigung lohnt. Man kann in die Kirche und auf den Turm. Es gibt einen gepflegten Kräutergarten und einen gut sortierten Shop mit Cafe.

Auf dem Klosterweg geht es wieder zurück zum Bahnhof.

Sonntag, 26. Februar 2012

4. Etappe: von Schwäbisch Gmünd nach Heubach

Wegverlauf:
Schwäbisch Gmünd – Strassdorf – Kriegsebene – Weiler – Scheuelberg – Fastnethöhle - Heubach

Weglänge: 25 km


Ja, es hat geklappt. Nach 3 Wochen eisiger Kälte bin ich dann wieder auf den Remstalhöhenweg. In den 3 Wochen war ich nicht einmal wandern. Es war einfach zu kalt! Minus 10 bis minus 15 Grad. Da macht man doch lieber was anderes und igelt sich ein bisschen zu Hause ein. Wie groß war dann die Freude über den Wetterbericht von dieser Woche: nach Schneeschmelze in den unteren Lagen und Regen sollte es diese Woche nun sonnig werden und Temperaturen (zumindest tagsüber) leicht über null. Ich muss raus! Jetzt hält mich nichts mehr.

Der Wecker morgens allerdings schon fast. Durch die Pause bin ich so faul geworden, dass ich mich gefragt habe, was mich geritten hat für diesen Tag wandern zu wollen. Ich hab mich nochmals umgedreht. Aber zum Glück kannte ich das schon von anderen Wanderungen. Denn wen man dann mal unterwegs ist denkt man nicht mehr ans länger schlafen, dann will man nur noch raus.

Also wieder mit dem Zug nach Schwäbisch Gmünd und entlang dem Weg mit dem blauen Blaken zum Teilort Strassdorf / Ziegelhütte und dort dann weiter am Sportplatz vorbei über die Felder auf den Remstalhöhenweg. So früh am Morgen war es noch richtig kalt und ich war froh um Mütze und Handschuhe, aber bald war ich eingelaufen und hab sie nicht mehr gebraucht. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf die 3 Göppinger Hausberge: den Stuifen, Rechberg und Hohenstaufen. Warum man die Göppinger Hausberge nennt ist mir nicht ganz klar, man könnte sie genauso gut die Schwäbisch Gmünder Hausberge nennen, von der Stadt sind sie genauso weit weg wenn nicht gar näher. Für das Frühjahr nehme ich mir gleich eine Wanderung über alle 3 Berge vor. Das sollte von den Kilometern her machbar sein.

Von den Feldern dann erstmal wieder runter ins Tal (war ich nicht gerade eben erst hoch gelaufen?!), vorbei am Krematorium. Als ich dort lief wurde gerade ein Sarg ausgeladen und aus dem Kamin kam Rauch. Eine komische Vorstellung, dass der Rauch von Menschen stammt. Sehr diskret gemacht das Krematorium. Für ein modernes Krematorium finde ich es richtig gut. (Zugegebenermaßen kenne ich bisher nur das Stuttgarter auf dem Pragfriedhof, das wie ein Gebäude aus Gotham City aussieht.)

Weiter geht es über Felder. Ich höre die Vögel zwitschern, wie sie sich auf den Frühling freuen. Die ganze Zeit während der Eiseskälte habe ich sie nicht gehört. Wie schön sie wieder zu hören. Wenn man in die Hocke geht und ganz leise ist, hört man es knacken und knistern, wie in der Sonne der Raureif und das Eis über dem Acker schmilzt. An anderen Stellen finde ich zugefrorene Pfützen, lang gezogene eisbedeckte Furchen am Wegrand. Ich hinterlasse eine Spur der Verwüstung. Ich kann Euch sagen, das macht süchtig – mit Wucht reintreten, oder einfach nur drauf stehen und es knacken hören wie das Eis bricht. Eins nach dem anderen, und so viel Eis! An dem Acker, an dem ich vorbei gelaufen bin ist keine einzige Eisplatte mehr ganz. Passend zum heutigen Faschingsdienstag treibe auch ich auf meine Art den Winter aus :-)

Nun geht es bergan zum Wald. Der Weg ist teilweise spiegelglatt. War der Schnee unten im Tal bereits komplett verschwunden nimmt er nun mit den Höhenmetern zu und außerdem gibt es auf dem Weg jede Menge Eis. Teilweise ist der Weg komplett unter einer zentimeterdicken Eisschicht begraben. Man kann nur langsam und vorsichtig laufen. Es sieht aus wie wenn der Schnee angetaut wäre, den Weg hinuntergeflossen und dort wieder als Wasser gefroren.

Und dann beginnt die Kriegsebene. Ich habe es wohl auf der Karte gelesen, aber was ich hier sah, hatte ich nicht erwartet. Unzählige Bunker. Man sieht auch noch genau wo die Schützengräben waren. „I will never understand how man can see the wisdom in a war“ summe ich vor mich hin. Ich kann mich genau erinnern, als ich diese Liedzeile auf einem Chris deBurgh Konzert in der Liederhalle gehört habe. Das Publikum kannte das Lied natürlich und es herrschte absolute Stille, als er diesen Satz sang. Und anschließend zustimmender respektvoller Applaus. Gänsehaut. An einem Bunker finde ich eine Hinweistafel, die beschreibt, dass heute Fledermäuse in den Bunkern überwintern und auch im Sommer hier Rast machen. Eine friedliche Nutzung. Warum nicht gleich so?

Von der Kriegsebene geht es in einem lang geschwungenen Weg den Berg runter. Die Winterlandschaft sieht hier herrlich aus. Unten bei den Steinbacher Höfen liegt aber kein Schnee mehr. Hier mache ich auf ein paar Baumstämmen Rast und genieße die Sonne am klaren blauen Himmel. Auch wenn es mir hier gefällt muss ich irgendwann weiter.

Ich komme an einem Stall und einer Weide vorbei, auf der Hochlandrinder stehen! Sie schauen mich neugierig an, ich sie auch. Die zotteligen Haare hängen ihnen bis über die Augen. Dass die mich überhaupt sehen können! Stolze Hörner haben sie. Eine gescheckte Katze lässt sich wenig davon beeindrucken und sonnt sich auf Baumstämmen.

Dann geht es durch den schönen Ort Weiler. Überall auf den Straßen liegt noch Konfetti vom Fasching. Und kaum geht es wieder aus dem Ort raus und den Berg rauf, liegt wieder Schnee, wie wenn es keine Landschaft ohne Schnee gäbe. Der Schnee glitzert in der Sonne.

Und dann ein magisches Erlebnis: ich stoße auf den HW1, den Albnordrandweg, den ich letztes Jahr gelaufen bin (siehe mein Blog Albumrundung). Was für ein Gefühl das rote Dreieck wieder zu sehen! Auf den Wegweisern steht woher der Weg kommt, den Bargauer Kreuz. Ja, daran kann ich mich erinnern. Phantastisch. Und ich weiß auch noch wie es weiter geht. Vor meinem inneren Auge sehe ich es schon. Der Remstalhöhenweg läuft jetzt eine zeitlang auf dem HW1. Ich bin gespannt an was ich mich noch erinnern kann. Und es ist eine Menge wie sich herausstellen wird.

Es geht das Himmelreich rauf. Ein alter Mann fragt mich wie weit es noch ist. Seine Frau ist schon weiter oben und ruft ihn. Die beiden wollen dort einkehren. Na, ob die Gastätte zu der Jahreszeit auf hat? Das bezweifle ich. Die Frau ist jedoch sicher, dass es so sein wird und keift zu ihrem Mann er solle kommen, sie sähe es schon. Er will’s ihr nicht glauben. Ob sie je oben angekommen sind weiß ich nicht. Jedenfalls hat das Ding wie vermutet zu und ich laufe weiter und setze mich auf eine Bank mit einem phantastischen Ausblick. Vor einem Jahr lag ich hier und habe eine Weile geschlafen. Die Erinnerung kommt gleich. Auch als ich in eine kleine Senke wandere bevor es auf den nächsten Berg geht: hier stand ich und hab ein Photo gemacht. Ich versuche das gleiche Photo zu machen und vergleiche es später zu Hause: einmal im Sommer aufgenommen und einmal im Winter. Faszinierend.

Weiter geht es zum Scheuelberg. Hier liegt richtig viel Schnee und das Wandern ist anstrengend. Egal, das gibt Kondition! Es geht einen langen Waldweg entlang bis ich wieder zu einer Bank mit Aussicht komme: direkt über Heubach. Man sieht auch gut den Rosenstein, auf den ich mich schon sehr freue, weil mir letztes Jahr die Höhlen dort so gut gefallen haben. Da es erst 14 Uhr ist und ich an diesem Tag nicht weiter als Heubach wandern kann, da die nächste Stadt, von der es sinnvolle Busverbindungen gibt, zu weit weg ist, bin ich etwas enttäuscht. Schon fertig für heute? Mist. Ich lese ein wenig auf der Bank und genieße die Aussicht.

Auf der Karte habe ich morgens schon gesehen, dass es hier 3 Höhlen am Berg gibt. Aber kein rechter Weg zu ihnen. Wie ich die wohl bei dem Schnee finden kann? Zeit hätte ich. Ich laufe den schmalen, vereisten Serpentinenweg den Hang runter. Auf dem Weg selbst kann man nicht laufen, wenn man nicht abrutschen will. Ich beschließe gleich für den folgenden Tag nicht die nächste Etappe zu laufen, weil ich weiß, dass es dort auch solche Wege gibt, und habe schon eine Alternative in niederen Lagen parat, die hoffentlich eisfrei zu laufen sind (nicht ganz wie sich herausstellen wird, aber dazu beim nächsten Mal mehr). Ich laufe neben dem Weg direkt an der Schräge, was im Sommer undenkbar wäre. Aber der vereiste Schnee hält einen gut. Als der Weg eine 180 Grad Kurve macht entscheide ich mich den Hang querfeldein runter zu gehen anstatt um die Kurve zu rutschen. Es ist verdammt steil. Aber der Schnee hält mich. Genial. Und dann sehe ich Wildspuren und es sieht aus wie wenn hier ein uralter schlechter Weg am Hang entlang geht. Der Schnee hält ja gut, also laufe ich los. Das könnte die Höhe sein, in der die Höhlen zu finden sind. Und Wildtiere können sich bestimmt auch im Winter daran erinnern wo die Wege unter der Schneedecke sind. Es ist schwierig hier zu laufen. Es ist tatsächlich ein alter Weg, aber in einem ganz schlechten Zustand. Er ist schmal und manchmal schon wieder vom Hang verwischt und kleine Bäume und Sträucher wachsen schon wieder dort. Ich rutsch ein paar Mal, gehe aber weiter, freue mich über das Abenteuer. Dann wird der Weg wieder besser und es gibt auch menschliche Spuren darauf. Aber er führt nach oben! Halt, ich wollte doch auf halber Höhe bleiben!

Und dann sehe ich von rechts einen Jogger kommen. Ja, richtig! Ein Jogger auf dem Berg bei Schnee und Eis. Ich spreche ihn auf die Höhlen an und frage ihn wie man sie findet. Erst ist er ein bisschen wortkarg, aber dann kommt er richtig in Schwung. Die Fasnetshöhle seit toll, da habe er schon öfter übernachtet. Und die Jakobshöhle finde ich durch ein Metallseil, das den Weg nach unten begleitet. Und dann muss ich hier runter und dort rüber, dann wieder hoch, 300m weiter und wieder runter. Er erzählt mir dann noch von den Höhlen am Rosenstein und ich bin rundum informiert von einem echten Outdoorler der Ostalb! Genial.

Ich mache mich also auf die Suche nach der Fasnethöhle. Nicht so einfach, weil die Wege nach Aussage meines Joggers kaum begangen sind und bei Schnee eh nicht zu finden. So folge ich seinen Erklärungen und gehe an der Stelle, an der ich den Weg vermute steil den Hang runter. Nur der Schnee hält mich. Noch beim runter laufen denke ich mir – das musste ja nachher alles wieder hoch! Na egal, ich wollte Abenteuer, nun habe ich es. Ich sehe links eine Wildspur und folge ihr und finde am Fels tatsächlich eine Höhle! Ich bin begeistert! Ob es nun die Fasnetshöhle ist kann ich natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, aber es ist eine Höhle! Und man könnte auch darin übernachten. Auf dem gleichen rutschigen Weg zu meinem steilen Weg zurück gehe ich noch tiefer den Hang hinunter, da rechts auch Felsen zu sehen sind. Auch dort biege ich auf einer Wildspur ab. Aber die ist gar nicht so einfach zu laufen! Und der Hang ist steil, verdammt steil! Meine Abenteuerlust lässt mich weiter gehen als ich sollte und ich rutsche ab, kann mich jedoch fangen, merke aber gleich, dass ich mich am Pomuskel gezerrt habe. Ich kann von Glück sagen, dass ich nicht weiter abgerutscht bin, das hätte gefährlich werden können. Ich verharre erst einmal, um den Schrecken zu verdauen und wieder zur Ruhe zu kommen. An ein Weiterkommen ist nicht zu denken, wenn ich nicht nochmals abrutschen will. Zu steil, und matschig unter dem Schnee. Bei trockener Witterung und mit Stöcken im Gepäck hätte ich es gewagt, aber ich muss eingestehen, dass es besser ist umzukehren, auch wenn mir das gar nicht passt. Die ersten Meter zurück sind schwer. Jeder Schritt mit dem Bein der Zerrung am A… tut weh. Und es ist rutschig. Nun bin ich vorsichtiger als zuvor. Aber ich schaffe es gut zum steilen Weg zurück. Ich habe die Handschuhe angezogen und stütze mich zusätzlich mit den Händen, da ich so am Berg einen besseren Halt habe. Das funktioniert ganz gut, da ich so wieder die Eigenschaft des leicht vereisten Schnees nutze, mich zu halten. Den steilen Weg gehe ich zunächst aufrecht, merke aber, dass es verdammt anstrengend ist und die Zerrung tut ihr übriges. Und der Weg ist weit den Berg hinauf! Vielleicht wäre es an dieser Stelle leichter gewesen nach unten zu laufen. Aber so habe ich nochmals die Hände zu Hilfe genommen und schon kam ich besser voran. Oben angekommen brauche ich dringend eine Pause. Das hat ordentlich an den Kräften gezehrt. Natürlich wäre ich nun noch gerne zur Jakobshöhle gegangen, den Weg mit dem Metallseil suchen, aber die Zerrung macht das unmöglich. Ich frage mich, ob ich die morgige Tour überhaupt laufen kann.

Schließlich siegt die Vernunft und ich laufe wieder zu der Bank mit Aussicht auf den Rosenstein. Die Rast dort genieße ich nochmals und steige dann nach Heubach ab. Am Rathaus angelangt habe ich Glück und es fährt 10 Minuten später ein Bus Richtung Schwäbisch Gmünd (Stadtbus Nr. 1) wo ich in den Zug umsteige.

Auf der Fahrt nach Schwäbisch Gmünd rein sehe ich schon wie die Menschen die Straßen säumen. Es ist Faschingsumzug! Als ich an dem Gleis stehe sehe ich auch schon erste Gruppen ankommen. Der Umzug ist vorbei, und nun fahren einige mit dem Zug nach Hause. Die Hexen steigen mit ihren Masken mit mir in den Zug ein. Die Kapelle mit dem Glockenspiel läuft spielend durch die Unterführung auf die andere Seite des Bahnhofs. Richtig gute Stimmung.