Sonntag, 25. März 2012

6. Etappe: von Böbingen nach Lorch

Wegverlauf: Böbingen - Iggingen - Schwäbisch Gmünd - Kloster Lorch - Lorch

Weglänge: 28km


Heute habe ich zum ersten Mal einen GPS Logger dabei. Ich möchte das mal ausprobieren, um zu sehen, ob das etwas für mich ist. Ich habe ihn daher zunächst einmal von einem Kollegen ausgeliehen. Im Zug schalte ich ihn ein, da ich weiß, dass er erstmal seine GPS Daten synchronisieren möchte. Als ich loslaufe ist er immer noch dabei. Mmh. Ob er den Beginn meiner Tour dann trotzdem mit aufgenommen hat? Nach 2km bin ich wieder am Remstalhöhenweg und stelle fest, daß ich beim letzten Mal das letzte Stück auf dem Limesweg gelaufen bin anstatt auf dem Remstalhöhenweg. Im nächsten Verlauf wird mir auch klar warum. Ich verlaufe mich einige Male, merke es aber immer erst später, wenn ich auf den Weg treffe und festelle, dass ich hierhin von woanders hätte kommen sollen. An zwei Stellen ist sogar das Schild verbogen und zeigt in die falsche Richtung. Vandalismus könnte also auch daran schuld sein. Zu Beginn habe ich noch ein herrliches Albpanorama Richtung Heubach. Und ich sehe wieder mal die drei Kaiserberge. Also die kann ich langsam wirklich nicht mehr sehen. Es wird Zeit, dass ich etwas anderes sehe. Jetzt ist es genug mit den Kaiserbergen, die einen hier auf Schritt und Tritt begleiten.

Geruchlich wird die Tour von Gülle begleitet, die hier nun auf allen Feldern ausgebracht ist. Am Anfang stört es mich noch, aber langsam gewöhne ich mich daran. Neulich war ich in einem Supermarkt, in dem die Kassiererin sagte, dass das sogar im Aufenthaltsraum zu riechen sei und sie dafür sei das zu verbieten.

Und dann treffe ich auf ein Schild, das ich so noch nie in Deutschland gesehen habe: Ölleitung. Sie verläuft hier einen Meter unter der Erde. Der Verlauf ist in der Landschaft gut zu sehen und zusätzlich in regelmäßigen Abständen durch signalrote Pfosten markiert. Und dann sehe ich sogar eine Pumpstation. Wie bei der Pipeline in Alaska vom arktischen Meer, nur viel viel kleiner. Wo die Ölleitung wohl hin fließt? Sie wird mit über 130km Länge angegeben. Und rechts sehe ich die alternative Energiegewinnung. Am Horizont drehen sich fünf Windräder.

Weiter geht es leider viel zu lange an der Straße entlang. Hätte es hier nicht andere Wege für einen Fernwanderweg gegeben? Und seit Böbingen laufe ich ausschließlich auf Asphalt. Langsam bin ich echt angefressen. Nach 9km Asphalt darf ich endlich rechts auf eine Wiese abbiegen! Der Weg geht durch ein Gatter quer über die Wiese. Ich bin glücklich und entdecke dann auch noch die ersten Veilchen! Klasse. Wieder geht es durch ein Gatter und zwischen Obstbäumen hindurch und dann - Asphalt! Ich könnte kotzen. Die Wanderstöcke schraube ich gleich wieder zusammen.

Später stelle ich mit einem Blick auf die Landkarte fest, dass der Weg schön unten im Tal verlaufen wäre, aber entweder bin ich heute blind oder die Beschilderung ist auf diesem Abschnitt so miserabel. Man läuft solche Fernwanderwege eigentlich auch, weil man nicht so oft auf die Karte schauen will, sondern den Luxus einfach nur den kleinen gelben Schildchen hinterher zu laufen genießen will. Ich habe mir dann meinen eigenen Weg gesucht, aber selbst als ich den Remstalhöhenweg wieder fand, verlief ich mich erneut. Ohne Karte geht heute nichts. An dieser Stelle haben schlichtweg die Schilder gefehlt.

Es geht dann durch Schwäbisch Gmünd und sehr steil zum Lindenfirst hoch, auf dem ich Rast mache. Man sieht von hier aus Straßdorf, durch das ich am Herweg gelaufen war. Und natürlich die drei Kaiserberge.

Ab jetzt folge ich dem Limesweg, da ich das Verlaufen leid bin und es nicht einsehe auf einem breiten asphaltierten Fahrweg anstatt auf einem schönen schmalen Waldweg zu laufen. Zudem sehe ich auf der Karte, dass der Remstalhöhenweg wieder einige Schlenker macht, auf die ich nach der Schilderodyssee keine Lust mehr habe. Man könnte glatt meinen, dass die Motivation für die schlingerhafte Streckenführung die ist, ein eigener Weg unabhängig von anderen Wegen, die in dieser Gegend bereits früher existiert haben, zu sein. Aber deswegen laufe ich hier nicht im Zickzack durch die Gegend. Naja, ich bin ja schließlich ein mündiger Mensch und entscheide mich anders.

Und wie erwartet: der Weg ist wunderschön. Der schwäbische Albverein weiß einfach wie man Wege machen muss. Ich sehe die ersten Anemonen im Wald, auch Zitronenfalter, die richtig leuchten. Und im Rothbachtal sieht man deutlich Limesreste und wiedererrichtete Mauern, sowie einen Altarstein. Auch wirklich gut präsentiert. Diesen Weg zu laufen ist eine Erleichterung.

Als ich aus dem Wald auf das Kloster Lorch zulaufe beobachte ich wie auf der Wiese ein Falkner einen Vogel trainiert. Der muss im Kreis fliegen ob er will oder nicht, weil er an der Leine ist. Er tut mir sofort leid. Ein Vogel, der nicht fliegen kann wie er will. Der Vogel bleibt dann eine Weile am Boden sitzen und dann dreht sich der Falkner zu mir um und ruft: "Sie störed!" Wie überaus freundlich. Hätte man nicht auch sagen können "wären sie so nett weiterzulaufen, sonst reagiert der Vogel nicht"? Ich bin heute nun wirklich schon genug angefressen. Ich rufe ihm daher zu, dass ich das scheiße finde was er mit dem Vogel macht. Wie es in den Wald hinein ruft so ruft es eben auch heraus.

Am Kloster vorbei laufe ich zum Schillerbänkle, weil ich die Sonne noch ein wenig genießen möchte bevor ich nach Hause fahre. Ich wusste allerdings nicht, dass das direkt hinter der Falknerei ist. Dort sitzen drei Greifvögel und eine Eule je angeleint auf einem Bogen. Manchmal flattern sie hoch, kommen natürlich nicht weit, weil die Leine viel zu kurz ist. Kann mir keiner erzählen, dass das die Vögel glücklich macht. Vögel haben Flügel zum frei fliegen. Man sollte sie nicht anleinen. Und im Wald kommen sie ganz gut ohne die Menschen zurecht. Das einzige, das man hier machen kann ist nicht zu solchen Flugschauen zu gehen. Kommt keiner mehr, werden die Vögel auch nicht mehr angebunden.

Auf dem bereits bekannten Klosterweg geht es runter zum Lorcher Bahnhof. Am Hang blühen Anemonen und ich sehe auch die ersten Lerchensporne. Jetzt erwacht alles. Ins Kloster selber bin ich nicht mehr rein gegangen, da ich erst vor kurzem hier war.

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