Donnerstag, 23. Februar 2012

3. Etappe: von Waldhausen nach Schwäbisch Gmünd

Wegverlauf:
Waldhausen – Rattenharz – Lorch – Oberkirneck – Schnellhöfle – Römisches Bad – Römerkastell – Straßdorf – Schwäbisch Gmünd

Weglänge: 26 km


Ich gebe zu, ich war faul. Ich habe eine Weile hier nicht geschrieben, weil ich einfach keine Lust hatte. Trotzdem bin ich eine weitere Etappe gelaufen, noch bevor die große Kälte einsetzte. An dem Tag war es sehr schön und sonnig. Zwar kalt, aber nicht so eisig wie die 3 Wochen danach.

Los ging es also wieder am Bahnhof in Waldhausen und den Berg rauf zum Höhenweg. Beim Anstieg lag ein Nadelbaum quer über den Weg, der die Woche davor noch nicht dort lag. Der Wind muss also ganze Arbeit geleistet haben! Es lag leicht Schnee und von den Hängen kam immer noch richtig viel Wasser runter. Es gibt hier unzählige Klingen (Einschnitte im Hang, die vom Wasser eingekerbt wurden) und in der Mitte fließt immer Wasser runter.

Als ich wieder auf dem Remstalhöhenweg bin dauert es nicht lange und ein anderer Weg kommt dazu: der HW3, der Rhein-Main-Neckarweg des Schwäbischen Albvereins. Natürlich überlege ich gleich, ob ich den irgendwann mal laufe. Es gibt viele schöne Möglichkeiten! Der Rhein-Main-Neckarweg hat folgenden Verlauf: Wertheim – Weikersheim – Langenburg – Lorch – Esslingen (Neckar) – Raichberg – Dreifaltigkeitsberg – Villingen-Schwenningen – Titisee-Neustadt – Feldberg – Hochkopf – Lörrach. Er ist insgesamt 540 km lang. Mmmh ja, allein die Distanz reizt mich. Von Norden nach Süden einmal quer durch’s Land. Warum nicht? Ja, aber erstmal bin ich auf dem Remstalhöhenweg :-) Eins nach dem anderen.

Was mir hier auffällt ist, dass es auf diesem Weg sehr viele Hochsitze gibt. Der Wald scheint viel Wild zu beherbergen – oder zumindest tat er das mal, vielleicht ist ja auch schon alles abgeschossen. Ist mir immer unbegreiflich wie man so viel Fleisch essen muss und die Tiere dafür abknallt. Es gibt so gute vegetarische Gerichte. Es muss ja nicht jeder Vegetarier werden, aber wenn jeder weniger Fleisch essen würde, hätten wir und die Tiere auch schon viel gewonnen.

Es geht ein schönes Stück durch den Wald. Die Sonne scheint schön durch die Bäume und macht eine tolle Stimmung. Mal ist Schnee da, mal nicht. Mal nur einen Zentimeter, dann gleich wieder fünf. Ziemlich abwechslungsreich heute! Und dann komme ich zu Rattenharz. Ziemlich abartiger Name für ein Dorf. Aber na ja. Der Blick von dort über das schneebedeckte Feld zum Rechberg ist atemberaubend. Eine richtig schöne Winterlandschaft. Und der Rechberg so nah. Den habe ich schon mal vom Albnordrandweg von der anderen Seite gesehen, aber heute ist er näher.

 Durch Rattenharz läuft man schnurgerade durch. Und irgendwie beäugen die Menschen einen hier seltsam. Ich schau neugierig zur Holzkirche hinauf, bewundere sie noch und will ein Photo machen, da schaut einer grimmig und misstrauisch um das Kircheck. Na super, willkommen in der Gastfreundschaft. Ich laufe weiter und als ich an einem Hof aus dem Dorf raus laufe werde ich genauso misstrauisch angeschaut. Sogar der Hund vom anderen Hof bellt wie blöd, obwohl ich weit genug vom Hof weg bin und er hält das auch durch bis ich den Berg fast ganz runter gelaufen bin und entnervt schnell ein Bild vom schönen Blick auf das Remstal und Lorch mache. Dann geh ich eben, wenn ihr hier unter euch sein wollt.

Der Weg führt nun bis ganz an die Bundesstraße ran und verläuft auch eine Weile in deren Nähe, was ich nicht so prickelnd finde. Man hat einen guten Blick auf das Kloster Lorch, aber die Autos auf so einer Wandertour sind nicht mein Ding. Schließlich weg von der Straße und ich komme zum Muckensee. Ein recht kleiner, eingezäunter See mit einer Bank und einem Gasthaus daneben. Ein paar Wildgänse und zwei Schwäne sind dort. Die Einzäunung verläuft recht dicht am See. Zwischen See und Zaun ist sehr wenig Platz. Die armen Vögel. Fliegen können die bestimmt nicht mehr, sonst wären sie schon längst weg. Man hätten den Tieren aber ruhig mehr Platz geben können. Was sich der Mensch immer so raus nimmt. Wir würden uns schön bedanken, wenn die Tiere uns so einzäunen würden. Einfach mal die Perspektive wechseln und schon sieht man die Dinge in einem anderen Licht!

Von hier geht es auf einem schönen Weg durch den Wald und dann über freie Fläche nach Oberkirneck. Hier oben hat es schön Schnee und in der Sonne glitzert alles. Herrlich. Und man sieht wieder den Rechberg und die Alb. Die Alb hat mich wieder! Meine geliebte Alb! Am ganzen Horizont kann ich ihren Verlauf sehen - von rechts nach links - all das bin ich schon mal gelaufen als ich letztes Jahr die Alb umrundet habe (siehe mein anderer Blog Albumrundung). Momente, in denen sich Wege, die man geht und gegangen ist kreuzen sind magische Momente. Danach geht es leider wieder bergab und bald wieder neben die Bundesstraße.

Der nächste Abschnitt zum Höllental ist sehr schön. Eine lauschige Gegend. Nicht wirklich Hölle, aber das braucht’s ja auch nicht, das gab es vorher an der Bundesstraße *g* Unten am Bach finde ich einen hölzernen Strandkorb. Der ist wie gemacht für mich. Schaut direkt zur Sonne! Der ideale Rastplatz. Ich wäre fast in der Sonne eingeschlafen, so schön war es.

Auch der Bach, an dem man dann läuft ist schön. Wildromantisch könnte man sagen. Dann geht es nochmals den Berg hoch zur Waldsiedlung von Schwäbisch Gmünd und dann gleich wieder bergab in eine sehr wasserreiche Senke. Hier sind unglaublich viele Bäume entworzelt und das erst vor 1 oder 2 Tagen. Man sieht die frische Erde und auf den Wurzelballen liegt kein Schnee, aber drum herum. Vielleicht hat es die Bäume auch erst heute Nacht entwurzelt? Was muss das für einen Lärm gemacht haben in der Waldsiedlung! Aber es war nicht stürmisch in der Nacht. Ich wundere mich noch wie das dann passieren kann. Am Abend lese ich es im Gmünder Tagblatt: die Nässe ist daran schuld. Das muss sehr viel Wasser gewesen sein.

Wenn man aus der Senke wieder heraus kommt erreicht man Häuser und mitten in der Wohngegend die Grundmauern eines römischen Bads. Man sieht den Grundriss sehr gut und es gibt auch viele Hinweistafeln, die alles erklären. Spannend! Wen so etwas interessiert muss aber mal nach Weinsberg bei Heilbronn gehen. Dort gibt es ein kleineres römisches Bad, aber man sieht noch die Fußbodenheizung und den Abort. Hier in Gmünd eben nur noch die Grundmauern. Auch vom Römerkastell, das etwas weiter gewesen war ist nicht mehr viel übrig. Um genau zu sein – nichts. Zumindest nichts, das man sehen kann. Es gab hier schon Grabungen, aber man sieht nichts mehr – nur noch eine große leere Wiese. Wer ein bisschen mehr von einem römischen Kastell sehen möchte kann mal nach Welzheim gehen. Dort wurde sogar ein Tor nachgebaut und es gibt einige Überreste zu bestaunen. Und wem das noch nicht genug ist muss unbedingt mal zu den Römertagen, die alle zwei Jahre in Aalen stattfinden. Dort gibt es ein tolles Limesmuseum und bei den Römertagen kommen Gruppen, die sich historisch kleiden und Aufführungen machen, auch einen römischen Markt und ein Lager gibt es. Richtig spannend. Auch dieses Jahr finden die Römertage wieder statt.

Wenn man weiter läuft kommt man an einem römischen Gräberfeld vorbei, aber auch hier leider nur eine Hinweistafel und eine Stele aus dem Gräberfeld. Mehr ist leider nicht übrig geblieben.Über den Gräbern verläuft nun eine Straße und es wurden hier Häuser gebaut.

Man läuft dann wieder über Felder, auf denen immer wieder tolle Skulpturen stehen und in Ziegelhütte verlasse ich den Remstalhöhenweg, um auf dem Weg mit dem blauen Balken noch Schwäbisch Gmünd zu laufen. Dort bummle ich noch durch die nette Altstadt und schau mir das Münster an bevor ich zum Bahnhof laufe. In der Stadt kaufe ich noch Heubacher Bier. Ein Mitbringsel muss schon sein. Und eine Zeitung. Ich bezahle mit Münzen und als ich der Verkäuferin diese in die Hand lege schrickt sie zurück: "die sind ja eiskalt" lacht sie. Ja, in der Tat, es war richtig kalt heute, aber echt schön.
(24km ohne Stadtbesuch. In der Stadt rumstromern – 2km zusätzlich.)

1 Kommentar:

  1. Hallo Marie Luise,
    Bravo! Ein ganz toller Bericht und ein perfekt gestalteter Blog. Bin drauf gestoßen, weil ich die letzten Monate auch den Weg in einzelnen Etappen gelaufen bin und mich jetzt auch an meinem ersten Blog versuchen möchte. lg Peter

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