Dienstag, 24. Januar 2012

2. Etappe: von Beutelsbach nach Waldhausen

Wegverlauf:
Beutelsbach – Schnait – Engelberg – Schorndorf – Schönblickhütte – Dragonerhütte – Rehhaldenhütte - Waldhausen

Weglänge: 34,5 km

Karte: F521 Göppingen Freizeitkarte 1:50.000


Einen Tag später (also letzten Samstag) also wollte ich laufen obwohl die Wettervorhersage nicht besonders gut war. Ich nahm gleich meinen Stockschirm mit, nicht den kleinen Knirps. Als ich aufwachte war es draußen weiß Und ich sollte mich noch sehr wundern über das Wetter. Eigentlich wäre im Nachhinein betrachtet besser gewesen am Freitag zu laufen. Aber dafür habe ich echt ein Abenteuer erlebt und das war es wert.

Mit der S-Bahn wollte ich nach Endersbach und von dort mit dem Bus nach Schnait und dort wieder auf den Remstalhöhenweg. Aber in der S-Bahn habe ich mich spontan umentschlossen, kurz vor Endersbach, als ich entdeckte, dass die Firma für den Beutelsbacher Saft in diesem Ort und nicht in Beutelsbach steht, blieb ich einfach sitzen. Warum sollte ich nicht den gleichen Weg von Beutelsbach nach Schnait laufen? Bisher habe ich das bei Fernwanderwegen immer so gemacht: genau dort wieder anfangen wo ich aufgehört hatte. Und jetzt plötzlich mit dem Bus nach Schnait? Nein, das ging einfach nicht. Wenn schon, dann richtig und was sind schon 2-3 Kilometer mehr?

Gleich in Beutelsbach brauchte ich den Schirm und habe ihn während des gesamten Tages nur selten zu gemacht. Den Weg ging ich ohne auf Wegzeichen oder meine Karte zu achten, damit alles noch im Kopf geblieben ist wo ich welchen Weg genommen hatte. In Schnait dann komplett durch den Ort durch, dann den Weinberg hoch. 2 Zentimeter Schnee und zwar gut mit Wasser versetzt ohne richtig matschig zu sein. Sehr anstrengend zum Laufen und gleich den Berg hoch. Ein paar Meter weiter waren es schon 4 Zentimeter. Na ob ich es da bis Plüderhausen schaffen würde wie ich es mir vorgenommen hatte? Vielleicht muss ich ja doch in Schorndorf aufhören.

Und dann fielen mir im Schnee Spuren von einem Hund auf. Aber wo waren die dazugehörigen Menschenspuren? Oder doch Katzenspuren? Nein, bei dem Wetter gehen Katzen nicht raus, schon gar nicht in die Weinberge. Ein paar Augenblicke später sah ich 20m vor mir den wahren Grund: ein junger Fuchs! Er schaut mich neugierig an, ein bisschen verängstigt und huscht seitlich den Hang runter, weg von mir. Ich habe tatsächlich einen Fuchs gesehen. Faszinierend. Auf meinen Wanderungen habe ich schon 3 Füchse gesehen, aber jedes Mal bin ich von Neuem begeistert. Einen Fuchs sieht man nicht so oft. Und es sind schön Tiere. Gleich fällt mir der Artikel ein, den ich nach der letzten Wanderung in der Schorndorfer Zeitung über die Fuchsjagd gelesen hatte mit einem Photo, auf dem 27 Füchse tot nebeneinander liegen. Lass Dich bloß nicht erlegen junger Fuchs!

Als ich den Waldrand erreiche will ich etwas trinken und dazu unter die angekündigte Hütte stehen, weil es von oben regnet. Aber ich komme nicht zu der Hütte. Das Wetter ist eine seltsame Mischung aus Schnee und Regen, der Schnee ist richtig guter Schnee, aber gleichzeitig von oben Regen und Tauwetter. Wie passt das denn zusammen? Vor der Hütte ist alles voller Wasser, ein richtiges Haus am See. Genial. Ich laufe weiter und dann in den Wald hinein und hier hat es bis zu 10 Zentimeter Schnee! Das Laufen wir anstrengend, ich wünsche mir meine Schneeschuhe her. Bei dem Wetter habe ich den Weg garantiert für mich alleine. Nur ich und die Spuren der Hundebesitzer, die hier schon morgens durchgelaufen sind. Ich trete in die Spuren einer Frau (die Fußabdrücke sind etwas kleiner, daher denke ich es war vielleicht eine Frau). Das erleichtert das Laufen, ist aber auch sehr anstrengend, weil ich mich auf die Spuren konzentrieren muss und von der schönen Schneelandschaft nicht mitbekomme. Irgendwann wechsle ich von der Storchentechnik zur Schleiftechnik. Damit komme ich viel schneller voran. Ist für die Beine sicher anstrengender, aber schneller. Ich will ja auch ein bisschen vorwärts kommen heute.

Und dann biegen sich vor mir die Äste von jungen Bäumen unter dem Gewicht des Schnees auf den Weg hinab, so dass nur ein schmaler Weg dazwischen frei bleibt. Wie im Wintermärchen.

In Engelberg, der einzigen Stadt durch die ich heute komme, wechselt es wieder zum Tauwetter, aber das kann dem Schnee nicht besonders viel anhaben. Eine unglaublich interessante Mischung dieses Wetter! Regen und Schnee im Wechsel und doch gleichzeitig vorhanden.

Also auf dieser Tour muss man wirklich alles mitnehmen, Essen und auch genug Trinken. Denn in Engelberg gibt es keinen Laden und sonst geht alles durch den Wald. Und leider gibt es auf der ersten Hälfte keine Schutzhütten, was bei diesem Wetter ziemlich unpraktisch ist. Naja, ist vielleicht nicht jeder so verrückt wie ich und läuft extra bei diesem Wetter los. Aber wenn man halt laufen will, dann will man laufen. Und dann ist auch mal das Wetter egal. In Ermangelung einer Schutzhütte und weil sich um 11 Uhr bereits mein Magen meldet setzte ich mich unter das Dach der hölzernen Bushaltestelle und verspeise dort mein erstes Salamibaguette. Ich muss selbst lachen wie ich da an der Bushaltestelle sitze und Pause mache. Wer braucht schon Alltag?

Es geht immer weiter durch den Wald. Nur kurz Winterbach und ein Staubecken gestreift, sonst nur Wald, Sehr schön. Der Schnee ist mal fast weg, mal nur 2 Zentimeter, dann in geschützten Kurven wieder volle 10 Zentimeter tief. Sehr wechselhaft. Und von den Bäumen fällt der tauende Schnee wie Bomben herab auf meinen Regenschirm. Und da mache ich mir gestern Sorgen wegen abknickenden Ästen! Ich erschrecke jedes Mal wenn ein großer nasser Klumpen auf den Schirm herunter kracht. Das macht ein Geräusch! Und es passiert so schnell, dass ich es erst bemerkte kurz bevor der Schnee auf den Schirm klatscht.

Und an den Bäumen mit glatter Rinde, meist Weißbuchen, läuft das Wasser wie in einem senkrechten Fluss herunter. Das habe ich noch nie gesehen. Wasser, das einfach so, unaufhörlich am Baumstamm herunter fließt. Ein richtiges Naturschauspiel, das ich mir lange bewundernd anschaue. Und als ich munter „Nothing else matters“ vor mich hinsinge (hier hört mich eh niemand) springen erst eins, dann zwei und schließlich ein drittes junges Reh vom Hang links hinauf, über den Weg in vollendeter Grazie rechts den Hang hinauf. Rehe, obwohl ich nicht leise durch den Wald gegangen bin. Rehe sind wunderschön wenn sie schnell durch den Wald laufen, so fein und stilvoll.

Der Weg zeigt nach Steinmäurich, es ist nicht mehr weit. Das ist direkt an der Abzweigung nach Schorndorf. Also hier höre ich bestimmt nicht auf. Es ist doch gut gelaufen mit der Kondition im Schnee. Sehr sehr gut. Ich bin stolz auf mich. Und an der Abzweigung nach Schorndorf steht auch schon das nächste Ziel der offiziell 3. Etappe angeschrieben: Rattenharz, noch 17,8km. Nur noch 17km? Also bis hierhin bin ich 17km gelaufen, also das wäre ja die Hälfte (vergessen sind die anfänglichen Überlegungen ob ich bei Schorndorf aufhöre, ich werde größenwahnsinnig). Und ich liege so verdammt gut in der Zeit. Wie lange ist es noch bis zum Sonnenuntergang? Würde passen. Und konditionell bin ich gut drauf. Oder übernehme ich mich dann? Aber morgen ist ja Sonntag und ich kann ausschlafen und ausruhen. Gefährlich, gefährlich, die Gedanken haben sich in Gang gesetzt. Nach dem Wegweiser kommt bald eine Art kleine Steinhausruine, die von der anderen Seite sich als von innen mit Holz ausgekleidete Schutzhütte erweist und nun sieht man auch, dass sie ein Dach hat. Ich setze mich und ruhe mich eine ganze Weile aus. Ich denke mir, ich kann mir das ja noch bei der Abzweigung nach Plüderhausen überlegen, ob ich wirklich bis nach Rattenharz gehe. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass unterhalb von Rattenharz Waldhausen ist und dort ein Zug abfährt. Ja und eigentlich war dort schon der Gedanke gefasst: ich werde heute über die 30km kommen und ich will es! Auch wenn ich mir immer noch das Hintertürchen Plüderhausen offen gehalten hatte. Wenn ich ehrlich bin war hier der Entschluss gefasst. Die Idee hat von mir Besitz ergriffen.

Weiter geht es wieder durch den Wald. Eine Schönblickhütte ist angeschrieben und ich freue mich schon darauf, weil ich gerne Pause machen will. Weil ich von der Idee so begeistert war bin ich nicht besonders lange in der letzten Hütte sitzen geblieben. Man kann sich bei dem Wetter auch schlecht einfach irgendwohin setzen. Alles nass und von oben noch mehr nass. Auch wenn es eigentlich schon aufgehört hat zu regnen, regnet es im Wald weiter, weil die Bäume den Schnee und die Regentropfen mit dem Wind regnen lassen. Und dann sehe ich die Hütte. Bei Sonnenschein bestimmt super: groß, quadratisch, mit einem schönen Geländer aus Waldästen, aber ohne Wände!!! Was soll ich denn bei diesem Wetter mit so einer Hütte. Und die einzigen zwei Bänke sind nass, es windet. Ich hole trotzdem mein aufblasbares Thermositzkissen heraus und setze mich darauf. Ziehe die Handschuhe und die Fliesmütze an und mach den Anorak gut zu. Immerhin ist es von oben trocken. Und ich muss mich ausruhen, sonst wird sich mein Knie wieder beschweren, wenn ich alles ohne Pause durchlaufe. Außerdem ist das nicht so gut, wenn man auf schmalen Hangwegen läuft und erschöpft ist. Das kann auch gefährlich werden. Die Ruhe tut gut und ich bleibe so lange wie möglich sitzen. Wenn man sich ein wenig einmummelt klappt das eigentlich ganz gut.
Und so geht es weiter durch den Wald. Manchmal werden aus Waldwegen regelrechte Bäche durch das Tauwetter. Ich rechne immer brav bei den Schildern mit Kilometerangaben und die Überzeugung, dass ich das heute packe wächst in mir. Und dann kommt plötzlich eine gescheite Schutzhütte: die Dragonerhütte. Ein Sechseck mit vier Wänden wie es sich gehört, die Bank komplett im Kreis und ein Holztisch in der Mitte. Hier kommt der Wind nicht rein. Wunderbar. Ich atme durch. Der Wind ist draußen teilweise sehr stark geworden. Die Hütte ist eine Wohltat. Aber ich muss weiter. Das bestätigt mir ein Blick auf die Uhr. Man läuft eben nicht mit der gleichen Geschwindigkeit am Nachmittag wie am Morgen.

Und dann komme ich an die Abzweigung nach Plüderhausen. Hier könntest Du runter und in den Zug einsteigen. Ja, hier könntest Du, wenn Du nur wolltest. Nein, ich laufe weiter! Es ist noch genügend Zeit. Allerdings läuft mir dann auf dem Waldweg irgendwann dann doch die Zeit davon und ich merke, dass bei diesem Wetter mit den dunkelgrauen Wolken die Dunkelheit schon weit vor dem Sonnenuntergang zu spüren sein wird und ich nicht bis halb sechs Zeit haben würde. (Es hilft immer zu wissen wann der Sonnenuntergang ist, besonders im Wintern. Hilfreich hierbei ist mal wieder das Internet: http://www.sonnenuntergang.de/) Ich komme an die wunderschöne Hütte der Rehhalde. Vom Albverein. Und ich sitze dort trotzdem ein bisschen draußen und merke erst beim Weggehen, dass es dort einen unverschlossenen Innenraum gibt – sogar mit Heizung! Wow, diese Ortsgruppe ist wirklich fürsorglich. Das nenne ich mal eine tolle Hütte. Und Hütte ist eigentlich untertrieben. Die hier ist groß und bewirtschaftet, man kann im Sommer draußen sitzen, Bierbänke, Spielgeräte für die kleinen und großen Kinder. Und wie ich so da sitze bemerke ich, dass die Atmosphäre dunkler wird. Vom Wald kommt in dichten Schwaden der Nebel hochgestiegen. Wie im Film. Nur echt. Faszinierend und zugegeben auch ein bisschen unheimlich. Ich laufe durch den Nebel und bin begeistert. Aber jetzt gebe ich Gas, damit ich noch bei Tageslicht in Waldhausen ankomme. Und das gelingt auch punktgenau. Kaum habe ich am Automaten meine Fahrkarte gelöst wird es auch schon dunkel. Das nenne ich Timing!

Auf den Zug aus Aalen muss ich allerdings noch über eine halbe Stunde warten. Ich bin hochzufrieden dem Abenteuer so nah an meinem Alltag.

Freitag, 20. Januar 2012

Regen und Schnee

Eigentlich wollte ich heute die zweite Etappe des Remstalhöhenwegs laufen. Es war nur wenig Regen vorhergesagt. Aber dann bin ich nachts aufgewacht und es hat gestürmt und den Regen gegen das Fenster gepeitscht. Ich bekam erste Zweifel, ob ich gehen soll. Vor dem Aufstehen bin ich wieder früher aufgewacht und sah die Bäume sich hin und her bewegen, der Regen wurde in Schüben gegen das Fenster geworfen. Und da beschloß ich nicht zu gehen, da die zweite Etappe größtenteils im Wald verläuft und ich keine Lust hatte von einem abknickenden Ast getroffen zu werden.

Als der Wecker klingelte schaute ich nochmals raus in der Hoffnung das Wetter hätte sich schlagartig geändert. Ok, der Regen hatte nachgelassen, war vielleicht ein Versuch wert. Und plötzlich erhellte sich meine Küche mit einem Schlag und war genauso schnell wieder dunkel. War das wirklich ein Blitz, den ich gesehen hatte? Ich warte und lausche, aber kein Donner. Da, endlich ein entfernter Donner. Und kurz darauf ein Blitz, der sich waagrecht am Horizont erstreckt. Und diesesmal ließ der Donner nicht so lange auf sich warten. Ok, vielleicht doch nicht gehen. Mal eben das Fenster aufmachen und den Wind prüfen - ja, er bläst noch zu fest. Ich gehe nicht.

Ein bißchen betrübt war ich, aber auch noch ziemlich fertig von der unruhigen Nacht und fand die Idee eines gemütlichen Tages gar nicht so schlecht und legte mich wieder ins Bett.

Als ich zwei Stunden später austehe liegt draußen Schnee! Ok, es war richtig nicht zu gehen. Aber im Verlauf der nächsten Stunde und für den Rest des Vormittags kam die Sonne wunderschön raus, daß es nun doch wieder bereut habe zu Hause geblieben zu sein. Ich nehme mir vor das nächste Mal nicht so erschrocken zu sein.

Aus dem Wetterleben eines Wanderers.

Mittwoch, 18. Januar 2012

1. Etappe: von Fellbach nach Beutelsbach

Wegverlauf:
Fellbach - Kappelberg - Kernenturm - Stetten - Y-Burg - Lobenrot - Strümpfelbach - Schnait - Beutelsbach

Weglänge: 25,5 km

Karte: F520 Stuttgart Freizeitkarte 1:50.000

 
Letzten Samstag bin ich gleich mal 1 1/2 Etappen auf einmal gelaufen, weil mir die erste offizielle Etappe mit 14,4 km zu kurz war. Ich fahre mit der S-Bahn zum Bahnhof Fellbach und bin ruckzuck da. Die Anfahrt ist wirklich kurz. Es geht mitten durch Fellbach durch, entlang der vielen Verkaufsstraßen, wo es viele interessante Geschäfte gibt. Jede Menge Bäcker, Metzger, Obsstände und Läden, in denen ich sicher mal das eine oder andere Geschenk kaufen werde. Fellbach ist eine sehr lebendige Stadt. Das gefällt mir. Ich werde sicher mal zum Einkaufen hierher gehen. Nach einiger Zeit bin ich an der Kelter angekommen, wo der Höhenweg offiziell beginnt. Und gleich bekomme ich Weinaugen. Überall Wein, Wein, Wein. Ein Weingut nach dem anderen, in jedem Ort eine Kelter, Weinverkauf und Besen. Am liebsten hätte ich gleich hier in Fellbach Wein mitgenommen, aber die ganze Tour durch wollte ich ihn dann doch nicht tragen und ich war auch schon um halb neun dort, so daß es noch zu früh war. Also rauf auf den Kappelberg. Nicht besonders hoch wenn man die Anstiege der Alb gewöhnt ist, aber ein guter Einstieg. In der Tourbeschreibung wird der tolle Blick auf Stuttgart und Umgebung angepriesen. Nun, wer den Blick auf eine Großstadt mag, ok. Die Aussicht ist weitläufig, aber ich schaue lieber über weniger verbautes Land und eine schöne Landschaft und freue mich schon darauf bald weiter weg zu sein von der Großstadt.


Auf dem Kappelberg geht es dann durch Wald und nach einiger Zeit zum Kernenturm. Der Kernenturm ist der erste Turm, den der schwäbische Albverein errichtet hat. Sieht richtig gut aus. Nebendran ist ein Kiosk, was bestimmt schön ist, wenn man im Sommer hier ist und sich ein Bierchen gönnt. Heute aber ist es Winter und ich raste nur kurz, weil es sonst zu kalt wird. Ich habe schon die Handschuhe an. Dafür genieße ich das Geräusch, das entsteht, wenn man auf den gefrorenen Waldboden tritt. Es knirscht wunderbar. Leider gibt es auf dieser Etappe viel zu wenig Waldboden. Ca. 70% läuft man auf Asphalt, was meinen Füßen nicht so gut gefällt.

Abstieg nach Stetten. An der Kelter vorbei liest man, daß der Weinverkauf im BayWa nebenan geschieht. Ein breites Grinsen erfüllt mich. Natürlich muß ich da rein. Schon lustig diese Mischung aus Landwirtschaftsbedarf mit Dünger, Rechen und Co, und dann an der hinteren Wand nur Wein. Ich entscheide mich spontan für einen Schwarzriesling und eine kleine Flasche Trollinger mit Zweigelt. Ganz schön schwer so große Glasflaschen. Aber ich schleppe sie tapfer die nächsten 15 km mit. Ein Mitbringsel muß schon sein. Vielleicht finde ich ja auf jeder Etappe einen Verkauf am Wegesrand. Wäre schön. Und den Rücken wollte ich ohnehin etwas trainieren für Wandertouren, auf denen ich einen größeren, volleren Rucksack mitnehmen muß, weil ich dort übernachte.


Von Stetten geht es hoch zur Y-Burg. Sogenannte Y-Burg gibt es ja überall! Bei Baden-Baden gibt es auch eine. Und hier bei Stetten stehen vor und in der Y-Burg viele Bronze Statuen, die echt gelungen sind. Es gibt einen Weingeist der auf der Mauer am Wegesrand sitzt und sich schön gegen das Licht abhebt, ein Burgfräulein und im Keller liegt ein Gefangener. Wirklich gut gemacht! Auf dem Remstalhöhenweg hat man gleich ein paar Besichtigungen mit dabei. Das gefällt mir.

Durch den Wald geht es dann nach Lobenrot. Eine schöne Strecke, weil man mal nur in der Natur läuft. Auf der Karte ist es ein Schlenker, den man nicht unbedingt machen müßte und ich frage mich schon warum das so ist. Die Antwort erhält man am Ortsausgang: man läuft durch eine Skulpturenallee des gleichen Künstlers, der seine Statuen auch in der Y-Burg hat. Dort stehen sie auf schlanken runden Säulen oben auf dem Berg und das sieht richtig gut aus, diese vielen Figuren gegen den Himmel betrachtet.

Anschließend geht es runter nach Strümpfelbach, das Ende der ersten offiziellen Etappe. Und man läuft über die ersten Wiesen! Wer wie ich noch ein bißchen weiter laufen möchte, hätte diesen Abstecher runter nicht machen müssen, sondern hätte über den Bergrücken rüber gekonnt, aber so was weiß man auch erst im Nachhinein. So habe ich ein bißchen Berglaufen bekommen und steige wieder zum Wald hinauf. Durch diesen geht es dann Richtung Schnait. Als ich stehen bleibe, neugierig in den Wald schaue und den Blick genieße laufen im Wald 3 Rehe den Berg rauf. Wenn sie sich nicht bewegt hätten, hätte ich sie vielleicht gar nicht gesehen, auch wenn sie einen weißen Hintern haben. Faszinierend. Es begeistert mich immer wieder solch scheue Tiere in der Natur zu sehen.

Anschließend geht es den Berg runter nach Schnait, vorbei an einem Grundstück mit Ziegen. Die sind vielleicht neugierig! Sie kommen eine nach der anderen her und schauen mich an. Sie riechen wie Schafskäse schmeckt. Und manche lassen sich sogar an der Schnauze streicheln. Das ist eins der schönen Dinge am Wandern: der Kontakt zu den Tieren.

In Schnait hatte ich immer noch nicht genug vom Wandern, weil es noch recht früh am Nachmittag war. Und außerdem fahren dort an einem Samstag die Busse nur alle 2 Stunden in Richtung S-Bahn. Und so bin ich vom Remstalhöhenweg weg und auf dem Weinweg nach Beutelsbach rein zur S-Bahn. Ich dachte in Beutelsbach finde ich bestimmt nochmals eine Weinhandlung, aber der Ort war wie ausgestorben an diesem Samstagnachmittag. Fast schon ein bißchen unheimlich. Schade, denn in Beutelsbach wird auch richtig guter Saft hergestellt, den ich auch mitgenommen hätte - zumindest ein paar Flaschen, die noch in den Rucksack passen.

Warum dieser Weg?

Zugegeben bin ich ein Albliebhaber und verbringe die meiste freie Zeit dort. Aber als Stuttgarterin wollte ich auch mal einen Weg laufen, der näher an Stuttgart dran ist und sich für einen Samstagsausflug eignet. Ich laufe gerne etappenweise statt alles am Stück, weil ich dann länger etwas davon habe über die Zeit verteilt. Es mußte also ein Weg sein, der gut erreichbar ist und da hat sich der Remstalhöhenweg angeboten. Bei einigen Etappen kommt man bequem mit der S-Bahn hin und auch ansonsten haben die Wegemacher sehr darauf geachtet, daß man überall mit den öffentlichen Verkehrmitteln hin und auch wieder weg kommt. Und daß ein Weg von A nach B geht und nicht nur ein Rundweg ist gefällt mir ohnehin. Man hat das Gefühl richtig Strecke zu machen und in der Gegend rumzukommen, auch wenn man bei Rundwanderungen gegebenenfalls genauso viele Kilometer läuft.

Wie auch bei meinem Blog zur Albumrundung werde ich hier keine genauen Wegbeschreibungen einstellen, sondern meine Eindrücke auf dem Weg schildern und was ich erlebt habe. Wer eine genaue Wegbeschreibung sucht findet sie unter www.wanderkompass.de. Dort gibt es die Strecke auch auf Google Maps vermerkt, zu jeder Etappe das Höhenprofil für alle, die vorher schon wissen wollen wie oft sie den Berg hochlaufen müssen und ovl Dateien, die ich persönlich am nützlichsten finde. Wenn man sich das Baden-Württembergische Kartenmaterial elektronisch kauft kann man diese OVL Dateien dort als Overlay öffnen und schon sieht man den Wegverlauf auf der Karte. Man kann diesen auch messen und zusätzlich Strecken hinzufügen und weiß genau wie weit das ist. Das ist ein tolles Werkzeug für die Tourplanung, wenn man nicht unbedingt die vorgeschlagenen Etappen laufen will und / oder Zuwege läuft und wissen will wieviel das an Kilometern zusätzlich ausmacht, z.B. gleich bei der ersten Etappe. Wenn man nicht mit dem Auto zur Kelter fahren will wo der Weg beginnt (vielleicht weil man nach Ankunft am Ende der Etappe auch schlecht wieder zurück zum Auto kommt), kann gleich vom S-Bahnhof loslaufen und mit der Karte vorher schauen wie weit das ist. Geschmackssache, ich weiß, aber ich verwende das sehr gerne. Die elektronischen Karten gibt es beim Landesvermessungsamt und im Handel.

Ich werde nicht gleich am Abend jeder Wanderung schreiben. Zum einen weil ich dann meine Ruhe auf dem Sofa haben und ausruhen will. Und zum anderen soll's scho ebbes gscheits sei. Ein paar Tage später schreibt man doch anders und hat ein bißchen über die Tour nachgedacht.

Und warum schribe ich diesen Blog? Zum einen weil es mir Spaß macht und zum anderen weil ich zeigen will, dass man solche Wege etappenweise laufen kann und sie so laufen kann wie man will. Dass man also nicht unbedingt die offziell vorgeschlagenen Wege einhalten muss, sondern nach Lust und Laune wandern kann. Dazu möchte ich mit diesem Blog Anregungen geben.

Man kann die Tour von zu Hause schon so planen wie z.B. die Wegentfernung zur eigenen Kondition paßt, oder auch noch während der Tour spontan entscheiden, ob man verkürzt oder auch verlängert oder gar abseits des Weges noch etwas erkundet. Denn die Möglichkeit irgendwo wieder öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen ist sehr gut. Spontanität in der Routenänderung schlägt sich daher nicht unbedingt in einem unerträglichen Mehr an Kilometern nieder. Der Weg geht ja auch immer in der Nähe der Bahnlinie Stuttgart - Aalen entlang. Und zu dieser Bahnlinie fahren auch einige Busse.  

Copyright bitte beachten!

Photos und Text sind natürlich wie überall im Web geistiges Eigentum der Verfasserin und dürfen nicht ohne ausdrückliche, schriftliche Genhemigung von mir verwendet, kopiert werden.